Ein bisschen Zukunft

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(Tageblatt)

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Luxemburg fühlt sich auf einmal modern an.

Die Fondsindustrie in Luxemburg hat ein neues Allzeithoch erreicht. 3,6 Billionen Euro werden mittlerweile von Investmentfonds, die hierzulande registriert sind, verwaltet. Damit ist das Großherzogtum weiterhin Nummer eins in Europa und Nummer zwei weltweit nach den USA, was das Fondsvolumen angeht.

Luxemburg ist eindeutig ein Finanzstandort. Die Banken und Investmentfonds sind ein Differenzierungsmerkmal des Landes und prägen auch dessen Ruf, so wie es davor die Stahlindustrie tat.

Auf kurze Sicht könnte die Finanzindustrie hierzulande sogar noch wachsen. Dann nämlich, wenn in den Nachwehen des Brexit-Votums der Briten einige Finanzinstitute Aktivitäten von London nach Luxemburg verlegen.

Und doch: Politikern und verschiedensten Gruppierungen aus Wirtschaft und Gesellschaft reicht das nicht. Luxemburg soll eine Wissensgesellschaft werden. Seit einigen Jahren schon wird dafür die IT-Infrastruktur ausgebaut. Es gibt flächendeckend schnelles Internet und Luxemburg verfügt über eine vergleichsweise hohe Anzahl an Datenzentren.
Während Finanzminister Pierre Gramegna das Land zu einer Hochburg im Bereich Fintech (eine Mischung aus Finanzen und Technologie) machen will, bemüht sich Wirtschaftsminister Etienne Schneider sogar, die Space-Mining-Industrie in Luxemburg anzusiedeln.

Auch die Wirtschaft strebt diese Richtung an. So hat der Industrieverband Fedil etwa die „Industrie 4.0“ ausgerufen. Automatisierung und Hightechfabriken statt rauchender Schornsteine, Lärm und Luftverschmutzung scheint die neue Devise der Luxemburger Industrie zu sein. Investiert wird kräftig.

Auch die Gesellschaft macht sich Gedanken um die Zukunft. Private Initiativen setzen sich etwa für nachhaltigen Landbau ein oder diskutieren Themen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen. Im gesellschaftlichen Bereich hat Luxemburg in den vergangenen Jahren progressive Politik betrieben. Etwa bei der Öffnung der Ehe für alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht.

Sogar der Rifkin-Initiative kann so durchaus etwas Positives abgewonnen werden. Auch wenn die Reaktionen auf das Resultat eher verhalten sind, zeugt die Initiative doch vom Willen, eine neue, bessere und innovative Gesellschaft mitzugestalten.

Eigentlich eine verkehrte Welt. Wo sich Luxemburg doch oft schrecklich konservativ anfühlt. Etwa wenn über die Abschaffung des Religionsunterrichts diskutiert wird. Auch verkehrte Welt, weil an vielen Orten eine gegenläufige Entwicklung eingesetzt hat.

Gestern etwa sprach der designierte US-Präsident Donald Trump von der „sauberen Kohle“. Dass Trump glaubt, der Klimawandel sei ein Schwindel, ist bekannt. Und andernorts gewinnen Rechtspopulisten an Zulauf, die für Rückschritt und den Abbau gesellschaftlicher Errungenschaften stehen.

So „ungewohnt“ es auch klingen mag: Luxemburg wird langsam, aber sicher zu einem der innovativsten und modernsten Orte des Planeten.