Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Drastische Reformen in den USA notwendig

Drastische Reformen in den USA notwendig

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Eine Ölkatastrophe wie im Golf von Mexiko könnte sich ohne drastische Reformen jederzeit wiederholen. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Regierungskommission.

Um ein erneutes Desaster während einer Tiefseebohrung nach Öl zu verhindern, müssten sowohl die Behörden als auch die Industrie massiv in die Sicherheit investieren. Die schlimmste Umweltkrise in der US-Geschichte offenbarte gefährliche Sicherheitslücken bei Tiefseebohrungen, urteilt das siebenköpfige Gremium, das der Präsident eingerichtet hatte. Die Aufsichtsbehörde zahnlos, die staatlichen Einsatzkräfte schlecht ausgebildet, die profitgierige Industrie viel zu risikofreudig. Die Ölpest nach der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 20. April war eine Katastrophe mit Ansage, so das Gremium.

Dabei hätte es niemals so weit kommen müssen, dass 780 Millionen Liter Rohöl über Monate ungehindert aus einer defekten Ölquelle ins Meer schießen. Dass die Brühe zeitweise mehr als 1000 Kilometer Küste und sensibles Marschland vergiftete – mit unabsehbaren Langzeitfolgen für die Umwelt und für zehntausende Arbeitsplätze. Eine Reihe von Fehlurteilen trug zu dem Desaster bei. Warnsignale wurden schlicht ignoriert. Zeitdruck, Sorglosigkeit und mangelnde Kommunikation der beteiligten Unternehmen BP, Transocean und Halliburton ergaben eine gefährliche Mischung. Die Regierung und Behörden hätten mit ihrer schlechten Ausstattung und dem fehlendem Wissen nur hilflos zuschauen können, heißt es in dem Bericht.

Massive Reformen

Das vernichtendste Urteil der Experten ist jedoch, dass eine solche Katastrophe jederzeit wieder passieren könnte. Nur massive Reformen könnten das verhindern. Im Klartext heißt das: Mehr Geld für die staatlichen Aufseher und eine erheblich kürzere Leine für die bislang in den USA nur zaghaft regulierte Ölindustrie.

Bohrgenehmigungen darf es nur noch geben, wenn Experten von Umwelt- und Sicherheitsbehörden ausdrücklich ihr Okay geben, fordert die Kommission. Die Haftungsgrenze für Ölfirmen im Unglücksfall soll am besten gleich von dem geltenden zweistelligen Millionen- auf einen zweistellige Milliardenbetrag angehoben werden. Finanzieller Druck, wo politischer nicht hilft.

Eine Risikoindustrie

Ölfirmen, die in den Tiefen des Meeres oder in der Arktik nach dem schwarzen Gold suchen, gehören ebenso wie Atomkraftwerkbetreiber einer Risikoindustrie an, sagt der andere Co-Vorsitzende des Gremiums William Reilly am Dienstag. Die Nuklearbranche hat nach dem Atomunglück im amerikanischen Harrisburg 1979 ein eigenes Sicherheitsinstitut gegründet. Die Ölfirmen sollen dem Beispiel nun folgen.

Doch Umweltschützer bezweifeln, ob die Vorschläge überhaupt jemals umgesetzt werden können. Seit der Kongresswahl im vergangenen November haben die industriefreundlichen Republikaner die Oberhand im Abgeordnetenhaus. Fraglich, ob gerade sie Gesetze durchwinken, die von der Öl-Lobby als zu teuer und umständlich abgelehnt werden. „Wir haben keine sehr großen Hoffnungen für die Reformen“, sagt Kert Davies von Greenpeace.