Daniel Day-Lewis hört als Schauspieler auf

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(AP)

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"Lincoln", "There Will Be Blood","Gangs of New York": Daniel Day-Lewis ist aus Hollywood nicht wegzudenken. Mit drei Oscar-Trophäen schreibt er Filmgeschichte. Doch nun soll Schluss sein.

Er spielte mächtige Präsidenten, brutale Bandenführer und skrupellose Geschäftsmänner – mit einer umwerfenden Intensität, die ihm drei Oscars einbrachte. So viele Goldjungen als bester Hauptdarsteller bekam kein anderer Schauspieler. Und nun will Daniel Day-Lewis mit 60 Jahren einen Schlussstrich ziehen? Die Ankündigung schlägt wie ein Blitz in Hollywood ein. „Daniel Day-Lewis wird nicht länger als Schauspieler arbeiten“, teilte die Sprecherin des britisch-irischen Stars am Dienstag mit.

Dies sei eine persönliche Entscheidung und es werde von ihm oder seinen Vertretern keine weitere Erklärung dazu geben, hieß es in dem Statement. „Er ist all seinen Kollegen und den Zuschauern über die vielen Jahre hinweg ungeheuer dankbar“, ließ Sprecherin Leslee Dart noch ausrichten.

Der „New York Times“-Reporter Dave Itzkoff hatte auf Twitter gleich ein Job-Angebot parat: Er wäre als „White House Press Secretary Daniel Day-Lewis“ – als Ersatz für den unbeliebten US-Regierungssprecher Sean Spicer – sehr willkommen. Vielleicht bereitet sich Day-Lewis nur auf einen neuen Film vor, in dem er einen Mann spielt, der seinen Job als Schauspieler kündigt, witzelte ein anderer Twitter-Nutzer.

Fest steht: Mit Day-Lewis geht eines der größten Filmtalente aller Zeiten. Er hatte vor allem ein Markenzeichen: Bis zur Erschöpfung bereitete sich der Schauspieler auf seine Rollen vor. Er ließ kaum eine Möglichkeit aus, um so glaubhaft wie möglich seine Figuren zu verkörpern. In seiner langen Karriere schrieb er mit drei Oscar-Trophäen Geschichte.

Für seine Rolle des verkrüppelten irischen Künstlers und Schriftstellers Christy Brown in dem Film „Mein linker Fuß“ (1989) soll Day-Lewis selbst monatelang nur mit einem Fuß geschrieben, getippt und gemalt haben. Für diese Leistung erhielt er den ersten Oscar. Der zweite folgte für die Rolle als raffgieriger Ausbeuter in dem düsteren Öldrama „There Will Be Blood“ (2007). Für seine Präsidenten-Darstellung in Steven Spielbergs Historiendrama „Lincoln“ nahm er 2013 den dritten Preis entgegen.

Letzter Film

Bis in die Bartspitzen eignete er sich die Figur des Abraham Lincoln an. Gleich nach dem Oscar-Gewinn stellte der Schauspieler Backstage aber eine Pause in Aussicht: „Ich will eine Weile gar nichts machen“, sagte Day-Lewis. Erst recht keine historische Figur spielen, setzte er grinsend hinzu. Stattdessen ging es zurück zu seiner Familie auf eine Farm in Irland. Seit 1996 ist er mit der Filmemacherin Rebecca Miller verheiratet, der Tochter des amerikanischen Autors Arthur Miller. Das Paar hat zwei Söhne. Auch aus seiner Beziehung zu der Schauspielerin Isabelle Adjani hat er einen Sohn.

Fans werden Day-Lewis aber noch auf der Leinwand bewundern können: Erst kürzlich trat er für seinen nun möglicherweise letzten Film wieder vor die Kamera. Der Film mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Phantom Thread“ soll im Dezember in den US-Kinos anlaufen. Day-Lewis spielt darin einen Modedesigner in den 1950er Jahren, der sich in der Londoner High Society bewegt.

Begeisterte Kritiken

1957 in London geboren war Day-Lewis schon als Schüler von der Schauspielerei „als perfekter, einziger der Flucht offenstehenden Welt“ fasziniert. Er spielte in Schulaufführungen mit und erhielt als Zwölfjähriger seine erste Filmrolle in John Schlesingers „Sunday, Bloody Sunday“.

Begeisterte Kritiken erntete er für seine Rolle in dem Schwulenfilm „Mein wunderbarer Waschsalon“ (1985). Darauf folgten „Zimmer mit Aussicht“ und „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Endgültig als internationaler Star etablierte er sich mit der Hauptrolle in „Der letzte Mohikaner“ (1992). Für diesen Film übte er mit historischer Ausrüstung den Bau von Kanus und die Jagd.

Lange Hit-Liste

Seine Rolle in dem Polit-Drama „Im Namen des Vaters“ (1993) brachte eine weitere Oscar-Nominierung ein. Für den Film „The Boxer“ (1997), in dem er den ehemaligen IRA-Kämpfer Danny Flynn spielte, nahm er professionelles Box-Training. Fünf Jahre ließ er sich danach Zeit, um wieder vor die Kamera zu treten.

Für Martin Scorsese verwandelte er sich in „Gangs of New York“ in Bill the Butcher, den meisterhaft böse gespielten Bandenanführer im New York der 1860er Jahre. Er wurde mit einer weiteren Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller belohnt.

Nach mehreren langen Auszeiten können Fans zumindest hoffen, dass Day-Lewis seinen Rückzug von der Schauspielerei womöglich in einigen Jahren noch einmal überdenken könnte.