Montag27. Oktober 2025

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Brüste begrapscht und Hände im Slip

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Eine zierliche junge Frau könnte Dominique Strauss-Kahn endgültig zu Fall bringen. Tristane Banon hat erstmals ausführlich den angeblichen Vergewaltigungsversuch geschildert.

Tristane Banon weiß, dass es keine wirkliche Lösung für das Problem gibt, das sie seit 2003 mit sich herumträgt. „Aber es gibt eine, mit der ich mich endlich wieder im Spiegel anblicken kann“, sagt die Französin, die dem ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn versuchte Vergewaltigung vorwirft. Statt den angeblichen Vorfall weiterhin auf sich beruhen zu lassen, will die Journalistin und Romanautorin jetzt Gerechtigkeit. Die 32-jährige Banon zeigt Strauss-Kahn an, „weil ich vielleicht endlich die Chance habe, dass mir zugehört wird“.

Alles lief gut im Leben der damals 23-Jährigen, als sie vor acht Jahren einen Interviewtermin mit dem früheren französischen Finanzminister vereinbarte. Sie machte ein Praktikum bei der Boulevardzeitschrift „Paris Match“ und unterschrieb einen Buchvertrag bei einem Pariser Verlag, wie sie jetzt im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „L’Express“ erzählt.

Die schmale, zerbrechlich wirkende Banon ist das Patenkind von Strauss-Kahns zweiter Frau, von der er seit mehr als zwanzig Jahren geschieden ist. Und sie ist die Tochter der Abgeordneten Anne Mansouret, die den ehemaligen Minister aus der Sozialistischen Partei kennt. „Er war ein Freund meiner Mutter“, sagt Banon. Es muss ein Leichtes für die hübsche junge Frau gewesen sein, den Politiker für ein Interview zu gewinnen.

„Mein Wort war nichts wert“

DSK empfing sie in der mehr oder weniger leeren Wohnung eines Freundes, wie die Schriftstellerin sagt. Schon beim Eintreten habe sie sich „auf einmal schlecht gefühlt“. Er habe während des Gesprächs ihre Hand halten wollen, sie habe sich zu ihm auf die Couch gesetzt. „Ich war 23, ich habe die Dinge noch nicht gut einschätzen können.“ Dann sei alles sehr schnell gegangen, Strauss-Kahn habe sie an sich gezogen, sie seien auf den Boden gefallen und hätten minutenlang miteinander gerungen.

„Nennen Sie das Anmache, einen Mann, der mit Ihrem Körper macht, was er will, (…), Ihre Brüste begrapscht, sich an Ihnen reibt?“ Die schmutzigen Einzelheiten erzähle sie erst gar nicht, „seine Finger in meinem Mund, seine Hände in meinem Slip“. Schließlich sei es ihr gelungen, sich zu befreien. Wenn sie Strauss-Kahn all die Jahre nicht angezeigt habe, dann weil ihr klar gewesen sei, dass sie nicht gegen das politische Schwergewicht ankommen werde, sagte Tristane Banon. „Versetzen Sie sich einmal in meine Lage!“

Jeder habe ihr seinerzeit zu verstehen gegeben, dass ihr eine Anzeige nichts nützen werde. „In solchen Angelegenheiten steht ein Wort gegen das andere. Was war das Wort einer jungen Praktikantin wert, die an ihrem ersten Buch arbeitete und der man vorwerfen würde, sie wolle Aufmerksamkeit? Was war mein Wort gegen das von Strauss-Kahn wert? Nichts!“ Ihr Anwalt David Koubbi erklärte, die Autorin sei damals von ihrer Mutter davon abgehalten worden, Anzeige zu erstatten. Anne Mansouret sagte dazu am Dienstag, sie habe dies aus Sorge um die Karriere ihrer Tochter getan.

Chaotische Kindheit

Ihre Kindheit im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine beschreibt Banon als „leicht chaotisch“. Ihren Vater habe sie nie kennengelernt, sie wisse nicht einmal, ob er am Leben sei; ihre Mutter sei mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt gewesen und habe mit der im Juni 1979 geborenen Tochter wenig am Hut gehabt. „Tristane wächst wie Unkraut, mit der Lebenskraft jener, die das Leben in dem Sinne schöner machen wollen, in dem man es ihnen zu verderben versucht“, schreibt Banon auf ihrer Website über sich.

2007 schilderte Banon in einer Fernsehsendung den Angriff Strauss-Kahns – allerdings wurde dessen Name nicht genannt. Nun hat sie sich doch zu einer Anzeige durchgerungen, acht Jahre nach der mutmaßlichen Tat. Freilich steht jetzt immer noch Aussage gegen Aussage. Aber es gebe für sie nur einen Weg, „nicht völlig zusammenzubrechen“, sagt Banon gegenüber „L’Express“: „Dass die Justiz anerkennt, dass ich das Opfer bin.“

Strauss-Kahn will Gegenklage einreichen

Der ehemalige IWF-Chef bezeichnete Tristane Banons Darstellung gegenüber seinem Biografen Michel Taubman als erfunden, seine Anwälte kündigten am Montag Verleumdungsklage gegen die Autorin an. Im Falle einer Strafanzeige Banons kann die Staatsanwaltschaft eine Voruntersuchung einleiten, um festzustellen, ob genügend Beweise für eine Anklage vorliegen. Solche Voruntersuchungen können Jahre dauern. Das gleiche Verfahren würde auch bei einer Verleumdungsklage gegen Banon in Gang gesetzt.