Tote bei Straßenschlachten in Bangkok: Luxemburger Botschaft geschlossen

Tote bei Straßenschlachten in Bangkok: Luxemburger Botschaft geschlossen

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Bei Straßenschlachten in Bangkok gab es binnen 24 Stunden acht Tote. 101 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Luxemburger Botschaft warnt dringend von Reisen nach Bangkok. Eine Hotline wurde für Reisende vor Ort eingerichtet.

(aktualisiert: 17:50 Uhr)

Da der Flughafen von Bangkok von den Unruhen nicht beeinträchtigt sei, könne der Transitverkehr wie geplant stattfinden,, teilte das Aussenministerium am Freitagnachmittag mit. HOTLINE:
0066(0)818 550 362

Siehe auch:
Thailand: Lage in Bangkok spitzt sich zu

Die Luxemburgische Botschaft habe ihren Betrieb aus Sicherheitsgründen vorläufig eigestellt, bestätigte ein Sprecher gegenüber tageblatt.lu. Eine 24 Stunden-Hotline für Notfälle wurde eingerichtet. Sie lautet: 0066(0)818 550 362.

Soldaten gingen mit scharfer Munition, mit Gummigeschossen und Tränengas gegen die „Rothemden“ vor, die sich seit Wochen in der Innenstadt verbarrikadiert haben.

Demonstranten setzten ein Polizeifahrzeug und Reifenstapel in Brand und kaperten zwei Wasserwerfer. Bei Einbruch der Dunkelheit waren im Geschäftsviertel Schüsse und Explosionen zu hören. Berichten von Lokalsendern zufolge wurden ein nahes Einkaufszentrum und eine Hochbahnstation von Granaten getroffen.

Ein Regierungssprecher sagte, die Demonstranten sollten nicht auseinandergetrieben werden. Ziel sei es, Straßensperren einzurichten und die Umgegend unter Kontrolle zu bringen. Die Sicherheitskräfte seien aber angegriffen worden und hätten sich verteidigen müssen.

Übergelaufener Offizier mit Kopfschuss

Die Sicherheitskräfte hatten am Donnerstagabend begonnen, das besetzte Viertel abzuriegeln. Die Lage spitzte sich zu, als ein zur Opposition übergelaufener Offizier angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde. Die Demonstranten machten dafür einen Scharfschützen im Regierungsauftrag verantwortlich; die Streitkräfte wiesen dies zurück.

Der Generalmajor Khattiya Sawasdiphol galt als militärischer Berater der „Rothemden“. Er unterhielt sich gerade mit Reportern, als ihn eine Kugel in den Kopf traf.

Danach weiteten sich die Zusammenstöße aus. Am Freitag wurde ein kanadischer Reporter, der für den Nachrichtensender France 24 arbeitete, von drei Kugeln ins Bein, in den Bauch und am Handgelenk getroffen und schwer verletzt. Er musste mehrere Stunden lang operiert werden, wie ein Korrespondent des Senders mitteilte.

Auch zwei thailändische Medienvertreter, ein Kameramann und ein Fotograf, wurden angeschossen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte vergangene Woche angeboten, für den Herbst eine vorgezogene Neuwahl anzusetzen. Er hat sein Angebot inzwischen aber wieder zurückgezogen, weil die sogenannten Rothemden ihre Proteste fortsetzten.

Seit Mitte März wurden dabei 34 Menschen getötet und mehrere hundert verletzt. 

Chronik der Krise in Thailand

– 12. März 2010: Protestierende Rothemden strömen in Bangkok zusammen, um Ministerpräsident Abhisit Vejjavija aus dem Amt zu jagen. Die Demonstranten, die sich selbst als „Habenichtse“ und „gemeines Volk“ bezeichnen, betrachten Abhisit als Vertreter der Elite, der sich um die arme Bevölkerungsmehrheit nicht kümmert. Viele sind Anhänger des früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der 2006 vom Militär gestützt worden war und dem Korruption vorgeworfen wurde.

– 16. – 17. März: Demonstranten schleudern mit eigenem Blut gefüllte Behälter auf Abhisits Amts- und Wohnsitz.

– 28. März: Abhisit trifft sich mit führenden Vertretern der „Rothemden“, doch man kann sich nicht einigen.

– 7. April: Die Regierung verhängt in Bangkok den Ausnahmezustand.

– 10. April: Militär und Polizei versuchen die Demonstranten aus dem Altstadtviertel zu vertreiben, wo sie sich festgesetzt haben. 25 Menschen werden getötet, mehr als 800 verletzt.

– 15. – 18. April: Die „Rothemden“ sammeln sich im Geschäfts- und Touristenviertel der Hauptstadt neu und verbarrikadieren sich.

– 22. April: Gegendemonstranten werden mit Granaten angegriffen. Es gibt einen Toten und 75 Verletzte. – 28. April: Soldaten stoppen auf einer Schnellstraße den Versuch von Demonstranten, den Protest in die Vororte zu tragen. Bei den Zusammenstößen wird ein Soldat getötet.

– 3. Mai: Abhisit bietet Neuwahlen im November an, wenn die „Rothemden“ die Besetzung des Geschäftsviertels beenden. – 7. – 8. Mai: Bei Schießereien und Explosionen außerhalb der von Demonstranten besetzten Zone werden zwei Polizeibeamte getötet.

– 10. Mai: Die „Rothemden“ nehmen Abhisits Angebot eines Wahltermins an. Sie wollen ihre Protestaktion aber nicht beenden, so lange der stellvertretende Ministerpräsident nicht wegen der gewaltsamen Zusammenstöße strafrechtlich verfolgt wird.

– 12. Mai: Die Regierung zieht das Angebot vorgezogener Neuwahlen zurück und verlegt sich auf eine Belagerungstaktik: In dem besetzten Viertel sollen Strom und Wasser abgestellt und die Lebensmittelversorgung unterbunden werden.

– 13. Mai: Der zu den „Rothemden“ übergelaufene Generalmajor Khattiya Sawasdiphol wird während eines Gesprächs mit Reportern in den Kopf geschossen. Das löst weitere Zusammenstöße aus, bei denen ein Demonstrant getötet wird.

– 14. Mai: Die gewaltsamen Zusammenstöße dauern, an, es gibt ein weiteres Todesopfer.

(apn/Reuters)