Thailändische Regierung verteidigt brutalen Militäreinsatz

Thailändische Regierung verteidigt brutalen Militäreinsatz

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der thailändische Ministerpräsident Abhisit hat den Militäreinsatz gegen Oppositionelle verteidigt. Alle Verhandlungsversuche seien gescheitert, erklärte er in einer Fernsehansprache. In der Hauptstadt Bangkok sind mehrere Tausend Regierungsgegner in einem Stadtviertel eingeschlossen. Das Militär sperrte alle Zugänge mit Stacheldraht ab und erklärte, es werde scharf geschossen.

Die thailändische Regierung erwägt angesichts der anhaltenden Straßenschlachten in Bangkok, ein Ausgehverbot in der Millionenmetropole zu verhängen.
Der Machtkampf zwischen der Regierung und den so genannten Rothemden war am Donnerstag eskaliert. Mindestens 25 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 170 weitere wurden verletzt. Wegen der gefährlichen Lage hat vor zwei Tagen die luxemburgische Botschaft in Bangkok geschlossen. Die diplomatische Vertretung hat von Reisen nach Bangkok abgeraten. Es wurde ein Hotline eingerichtet.HOTLINE:
0066(0)818 550 362

Siehe auch:
Wieder Tote bei Straßenschlachten in Bangkok

Chronik der Krise in Thailand

Wie geht es in Thailand weiter? Fragen und Antworten zur Lage

Wie ist die Strategie des Militärs?

Einem Armee-Sprecher zufolge sollen die Demonstranten, die sich im Geschäftsviertel von Bangkok verschanzt haben, von der Versorgung abgeschnitten und ausgehungert werden. Die Soldaten versuchten am Samstag, einen Absperrring um das Lager zu errichten. Ein Anführer der Demonstranten räumte ein, dass die Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Benzin zur Neige gingen. Beobachtern zufolge können die Soldaten die Besetzung beenden, wenn sie in den kommenden Tagen die angrenzenden Straßen unter ihre Kontrolle bekommen. Die Armee hat mehrfach betont, dass sie die Barrikaden der Regierungsgegner nicht durchbrechen will.

Was wollen die Rothemden?

Die Demonstranten verlangen einen Rückzug des Militärs. Die Besetzung beenden wollen sie nur, wenn der für die Sicherheit verantwortliche Vize-Regierungschef vor Gericht gestellt wird. Kernforderung der Rothemden ist der Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva, die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Im Lager der Rothemden gibt es allerdings unterschiedliche Fraktionen. Die moderaten Kräfte sind für ein Ende der Proteste, der radikale Flügel will weitermachen. Einigen Anführern droht im Falle einer Festnahme und eines Gerichtsverfahrens die Todesstrafe.

Wie sind die Chancen für eine politische Lösung?

Die jüngste Eskalation der Gewalt hat die Chancen einer politische Lösung deutlich verschlechtert. Offiziell gibt es derzeit keine Verhandlungen zwischen den Demonstranten und der Regierung. Aus beiden Lagern heißt es jedoch, dass moderate Rothemden den Gesprächsfaden aufrechterhielten. Vermittlungsgespräche scheiterten bislang. Die Regierung brach die jüngste Runde ab und warf der Opposition vor, immer neue Forderungen zu stellen. Abhisit steht von zwei Seiten unter Druck: Viele Thailänder verlangen einen Dialog, andere fordern eine Räumung des Einkaufsviertels.

Wie beeinflusst die Krise die Wirtschaft?

Der Konflikt hat den wichtigen Tourismussektor arg gebeutelt. Die Branche macht sechs Prozent der thailändischen Wirtschaftsleistung aus, 15 Prozent der Angestellten sind hier beschäftigt.
Ausländische Investoren sind zunehmend beunruhigt und haben im Mai thailändische Aktien im Wert von rund 472 Millionen Euro verkauft. Der Regierung zufolge könnten die Proteste das erwartete Wirtschaftswachstum von 4,5 bis 5 Prozent um 0,3 Prozentpunkte schwächen. Das Forschungszentrum Kasikorn geht bei einer länger anhaltenden Phase der Gewalt von einem Rückgang des Wachstums um bis zu zwei Prozentpunkte aus.

Steht ein Militärputsch bevor?

Ein Militärputsch gilt nach Einschätzung von Militärexperten als eher unwahrscheinlich. Die Armee ist bei der Neubesetzung wichtiger Posten im September an einer reibungslosen Übergabe interessiert. Ein Regierungswechsel könnte dies gefährden. Seit 1932 gab es in Thailand 24 versuchte oder erfolgreiche Umstürze.

(AP/apn/Reuters/tageblatt.lu)