Freitag7. November 2025

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Stimmungsbild an den Urnen

Stimmungsbild an den Urnen
(AFP/Jean-sebastien Evrard)

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Zweite Runde bei den Regionalwahlen in Frankreich. Viele Wähler wollen gegen den FN (Front National) ankämpfen. Andere sind enttäuscht. Ein Stimmungsbild.

Geteilt zwischen dem Willen „den FN zu bekämpfen“ und „den Politikern eins auszuwischen“, begaben sich die Wähler in Marseille und in Lille am Sonntag zu den Urnen. In Marseille verlief die Eröffnung ruhig. Die wenigen Wähler die den Weg zum Wahlbüro gefunden hatten, betonten wie wichtig es sei, „seine Bürgerpflicht zu erfüllen“. Dies in einer Region in der sich am letzten Sonntag, bei der ersten Wahlrunde, der FN an der Spitze platzierte.

„Ich wähle im Sinne meiner Familie, und ich werde nicht verstecken, das ich das tue indem ich den FN bekämpfe“, so Issa Kouyate, eine 59-Jahrige Franzosin mit senegalesischen Wurzeln. „Es gibt eine Gefahr“, so ein Mann mit Lederveste, „die ist eine Zeitbombe“, sagt er über Marion Maréchal Le Pen, die in der ersten Runde 40,55 Prozent schaffte.

„Es ist unsere Pflicht“

„Es ist unsere Pflicht wählen zu gehen“, ergänzt sein 53-Jähriger Freund Djoko: „Die Regionalwahlen beeinflussen unser alltägliches Leben“, erklärt er indem er die Probleme im Transport heraufbeschwört. Gleiche Überzeugung bei Maurice, 63 Jahre alt: „Bei der ersten Runde, dachte ich nicht dass der FN solch ein Resultat erzielen würde. Ich dachte die Menschen würden nach den Attentaten republikanisch wählen“, erklärt er mit einem verlegenden Lächeln.

Einige hoffen dagegen den Politikern eins auszuwischen, indem sie den Front National wählen. So beispielsweise Fabienne, eine Handelsvertreterin von 60 Jahren: „Ich habe die Blonde (Marion Maréchal-Le Pen) gewählt, um den Politikern eins auszuwischen“. Sie erklärt, dass sie eigentlich gar nicht mit dem Programm des Front National einverstanden ist. „Immerhin sind es nur die Regionalwahlen, das wird jetzt auch nicht alles auf den Kopf werfen“, fügt sie hinzu.

„Ich habe immer sozialistisch gewählt“

Im Nord-Pas-de-Calais/Picardie, eine andere Vorzugsregion des FN, gehen verschiedene Wähler ihren Gang an die Urnen schweren Herzens an. Sie sind enttäuscht, nicht für die Sozialisten stimmen zu können. „Ich habe immer sozialistisch gewählt. Da sich der PS (Sozialistische Partei) zurückgezogen hat, hab ich das Gefühl, dass mir die Wahl geraubt wurde“, erklärt der 56-Jährige Didier. „Also werde ich einen leeren Stimmzettel abgeben“. Elisabeth, eine Studentin von 24 Jahren, will gegen den FN „tun was nötig ist“. „Ich will nicht, dass der FN die Region übernimmt. Ich hoffe viele werden wählen gehen“.

Im Rhône-Alpes/Auvergne wollen die Wähler ebenfalls gegen die Stimmenthaltung ankämpfen. Daniel, 56 Jahre alt, hat in der ersten Runde nicht gewählt. Diesen Sonntag allerdings, wird er zu den Urnen gehen. „Es ist schon ein bisschen knapp, da will ich dann mithelfen“. Andere, von den Politikern enttäuscht, haben entschieden nicht wählen zu gehen. „Ich glaube nicht mehr an die Politik. Als ich arbeitslos war, hat mir keiner geholfen. Es geht heute zwar besser, aber meine Stimme bekommen sie nicht“, so der 38-Jährige Abdel. „Die spielen sowieso aller nur mit Wörtern“.