Die Tat war vermutlich ein Racheakt: Im November war in derselben Ortschaft ein muslimisches Mädchen von einem christlichen Mann vergewaltigt worden. Während eines Trauerzuges, an dem tausende Kopten teilnahmen, kam es am Donnerstag zu Ausschreitungen. Als die Gläubigen am Mittwoch kurz vor Mitternacht die Kirche verließen, eröffneten drei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer aus einem Auto heraus das Feuer. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden haben Zeugen den mutmaßlichen Anführer identifiziert. Der Mann, ein Muslim, sei einschlägig bekannt. Bei den Todesopfern handelt es sich um sechs männliche Gottesdienstbesucher und einen Wachmann, wie der Bischof der Diözese sagte. Er selbst und andere Mitglieder der Gemeinde hätten zuvor Drohungen erhalten. Demnach ging auf dem Handy des Geistlichen eine SMS mit den Worten ein: „Jetzt bist du dran.“
Zwtl: „Seit Tagen habe ich damit gerechnet“
Bereits im November – nach der Vergewaltigung des zwölfjährigen Mädchens – hätten muslimische Bewohner von Nag Hamadi und benachbarten Ortschaften fünf Tage lang randaliert und christliches Eigentum zerstört, sagte Bischof Korollos. „Seit Tagen habe ich damit gerechnet, dass am Weihnachtstag etwas passiert.“ Die Polizei habe ihn aus Furcht vor weiteren Gewaltausbrüchen gebeten, zuhause zu bleiben. Aufgrund der jüngsten Drohungen habe er die Christmette am späten Mittwochabend eine Stunde früher beendet. Schon kurz nach der Schießerei kam es zu Ausschreitungen. Eine aufgebrachte Menschenmenge – offenbar Gottesdienstbesucher aus einer nahe gelegenen Kirche – beschädigte zwei Polizeifahrzeuge.
Zwtl: Zusammenstöße zwischen Christen und Sicherheitskräften
Am Donnerstag randalierten Angehörige der Opfer vor dem Krankenhaus, in das die Toten gebracht worden waren. Sie verlangten die Herausgabe der Leichen, um diese zu beerdigen, wie Augenzeugen und Sicherheitskräfte sagten. Mehrere Krankenwagen seien beschädigt worden, und die Polizei habe Tränengas eingesetzt. Später kam es während eines Trauermarsches zu Zusammenstößen zwischen mehreren tausend koptischen Christen und der Polizei. Die Menge habe Steine auf Autos geworfen, verlautete aus Kreisen der Sicherheitskräfte.
Nag Hamadi liegt in der Provinz Kena, gut 60 Kilometer von Luxor entfernt. Kena gehört zu den ärmsten und konservativsten Regionen Ägyptens. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung des Landes sind Christen, die meisten von ihnen Kopten.
Quelle: APD
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