Mit außenpolitischem Wissen hatte Sarah Palin bekanntlich noch nie geglänzt. Sie verwechselte Nordkorea mit Südkorea und zu Russland fiel ihr nur ein, dass man das Land von Alaska aus sehen könne. Jetzt unterlief ihr auch noch ein Patzer in Sachen Geschichte – und zwar ausgerechnet bei der Amerikanischen Revolution.
Die mit einer allfälligen Kandidatur für die Präsidentenwahl 2012 kokettierende Palin reist zurzeit mit einem Bus durchs Land. In Boston unterlief ihr schliesslich der Fehler. Die ehemalige Kandidatin fürs Vizepräsidentenamt erklärte, der US-amerikanische Freiheitskämpfer Paul Revere habe bei seinem berühmten Ritt „die Briten gewarnt, dass wir schon dort sind, dass sie nicht siegen und uns die Waffen nicht wegnehmen werden“.
Worüber hierzulande wohl tatsächlich nicht jeder Bescheid weiß, ist in den USA schon jedem Schulkind klar, schreibt „The Daily Telegraph“: Mit seinem Ritt von Boston durch Massachusetts wollte Revere nämlich nicht die Briten warnen – sondern im Gegenteil seine Gefährten vor den Briten warnen, die John Hancock und Samuel Adams gefangen nehmen wollten. Paul Revere wurde zum Helden der Amerikanischen Revolution und die Rolle, die er bei dem Krieg gespielt hatte, zu einer wichtigen Anekdote in der amerikanischen Geschichte.
Wikipedia umgeschrieben
In den USA sorgte Palins Aussetzer in Sachen Geschichte für grosses Medienecho. Die „Washington Post“ nutzte den Vorfall gar, um weitere geschichtliche Verirrungen von Politikern in ihren Reden aufzuzählen. Ganz anders reagierten ein paar gewiefte Fans der ehemaligen Gouverneurin von Alaska. Sie schrieben kurzerhand den entsprechenden Wikipedia-Eintrag zu „Paul Reveres Ritt“ um – in der Hoffnung, dass es niemand bemerken würde.
Der überarbeitete Eintrag implizierte, dass Sarah Palin mit ihrer Aussage, Paul Revere habe „die Briten gewarnt“, sehr wohl recht gehabt hatte. Denn „die meisten der kolonialen Bewohner betrachteten sich zu dieser Zeit als Briten, da sie rechtlich den Briten unterworfen waren“. Die kleine geschichtliche Korrektur blieb allerdings nicht lange auf der Internet-Enzykoplädie – nach heftiger Kritik wurden die zusätzlichen Sätze wieder gelöscht.
Schlechte Umfragewerte
Ob Sarah Palin die neuerliche Peinlichkeit schaden wird, ist fraglich. Eine Umfrage der «Washington Post» und „ABC News“ hat ergeben, dass sie beim Rennen Richtung Weiße Haus sowieso keine allzu gute Chancen hätte. Zwei Drittel aller Amerikaner sagen, sie würden „definitiv nicht“ für Sarah Palin stimmen. Dass sie bei den Demokraten auf wenig Begeisterung stösst, ist nicht verwunderlich. Interessant an der Umfrage ist allerdings, dass sie auch bei den Republikanern an Unterstützung verliert. 42 Prozent der Republikaner geben an, es sei für sie unmöglich geworden, Palins Kandidatur zu unterstützen.
Sechs von zehn Amerikanern halten Palin zudem für nicht qualifiziert genug, um als Präsidentin zu agieren. Obwohl diese Bewertung etwas besser sei als diejenigen in den letzten Jahren, seien die Zweifel deutlich sichtbar, die US-Bürger an einer Kandidatur Palin haben, schreibt die Zeitung. Gewählt würde sie zurzeit von gerade mal 17 Prozent der Bevölkerung. Dies ist das schlechteste Resultat von sechs getesteten republikanischen Kandidaten.
Auch bei US-Präsident Barack Obama hält die kurzzeitig gewonnene Popularität durch den Tod Bin Ladens nicht mehr an. Für viele ist wieder die Erholung der Wirtschaft das derzeit wichtigste Thema. Neun von zehn Amerikanern beurteilen die Wirtschaftslage der USA nach wie vor negativ. Obama rangiert zwar immer noch vor den meisten potenziellen republikanischen Kandidaten, mit 47 Prozent Zustimmung liegt er aber inzwischen gleichauf mit dem offiziellen Anwärter für die Kandidatur der Republikaner, Mitt Romney.
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