(aktualisiert, 28.05.2010, 15.24 Uhr)
Vermutlich hätten sie ein Stück der Schienen entfernt, so dass der Gyaneshwari-Express auf dem Weg von Kalkutta nach Mumbai entgleiste, sagte Innenminister P. Chidambaram. Das Unglück ereignete sich in den frühen Morgenstunden im Bundesstaat Westbengalen, wo der Reisezug auf ein Parallelgleis stürzte und von einem entgegenkommenden Güterzug erfasst wurde. Am Unglücksort herrschten Chaos und Panik, berichteten Reporter. Rettungskräfte arbeiteten mit Hochdruck daran, Überlebende aus den verkeilten Waggons zu ziehen.
Es wurde damit gerechnet, dass die Zahl der Toten weiter steigt. „Ich kann überall Leichenteile sehen, sie hängen aus den Abteilen und liegen unter den Rädern“, beschrieb ein Journalist die Szenerie. „Die Schreie der Kinder und Frauen in den Abteilen sind jetzt verstummt“, berichtete ein Lokalreporter Stunden nach dem Anschlag. „Dennoch sind alle bemüht, die Eingeschlossenen zu retten.“
Bombenanschlag oder Manipulation an Gleisen?
Eisenbahnministerin Mamata Banerjee hatte zunächst von einem Bombenanschlag gesprochen. Später gingen die Ermittler eher von einer Manipulation an den Gleisen aus. Ob dabei Sprengstoff verwendet wurde, war zunächst unklar. Der Anschlag ereignete sich in einer Region, die als Hochburg der maoistischen Rebellen gilt. Sie haben in den vergangenen Monaten ihre Angriffe verstärkt, nachdem die Regierung eine Offensive gegen sie gestartet hatte.
Ziele der Anschläge sind unter anderem Polizeistationen, Regierungsgebäude und Verkehrseinrichtungen. Maoisten haben wiederholt auch Züge angegriffen und stundenlang aufgehalten. In Sicherheitskreisen wurde davon ausgegangen, dass die Rebellen aus Frustration über das Vorgehen der Regierung ihre Taktik geändert haben und vermehrt Zivilisten ins Visier nehmen.
Nach Einschätzung der Polizei geht auch die Entgleisung des Hochgeschwindigkeitszuges Rajdhani-Express im März auf das Konto von Maoisten. Ministerpräsident Manmohan Singh hat den Aufstand der Maoisten als die größte Bedrohung der inneren Sicherheit bezeichnet. Im Bundesstaat Chhattisgarh haben Maoisten kürzlich einen Bus in die Luft gejagt und dabei 35 Menschen getötet. Im April töteten Rebellen bei einem Angriff 76 Polizisten. Die Maoisten lehnen sich seit Ende der 60er Jahre gegen die indische Regierung auf und wollen nach eigener Darstellung mehr Rechte für arme Bauern und landlose Arbeiter durchsetzen.
Reuters
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können