Die Demonstranten zogen mit Fahnen und Transparenten durch Paris, Marseille, Lille, Toulouse und andere Städte. Nach Angaben der Gewerkschaft CFDT gingen landesweit 2,9 Millionen Menschen auf die Straße. Die Polizei sprach von knapp 900.000 Teilnehmern.
In Clermont-Ferrand beteiligten sich Beschäftigte des Reifenherstellers Michelin an den Protesten, wie der Fernsehsender TF1 berichtete. CFDT-Chef François Chérèque sagte dem Fernsehsender i-tele : „Die Unterstützung für uns wird immer größer, was zeigt, dass die Regierung ihre letzte Chance ergreifen muss, eine wirkliche und gerechte Rentenrefom anzubieten.“
Von 60 auf 62
Sarkozys Kabinett will das Rentenalter von 60 auf 62 Jahre heraufsetzen. Aufgerufen zu den Protesten hatten die Gewerkschaften, die Sozialistische und die Kommunistische Partei sowie andere Organisationen wie Attac. Allein in Paris beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaften 310.000 Menschen, laut Polizei waren es 63.000 Teilnehmer.
Michelle Notte, die mit ihrem neun Jahre alten Enkel gekommen war, sagte, sie demonstriere wegen ihrer Kinder und Enkelkinder. Im Ruhestand sei es ein Vergnügen, sich um andere zu kümmern, sagte die 68-Jährige.
Auch Schüler und Studenten
Unter den Demonstranten waren auch etliche Schüler und Studenten. Frankreich werde zu einem Land, in dem jeder für sich selbst sorgen müsse, sagte der 18-jährige Thomas Roller: „Das wollen wir nicht.“ Fast jeder vierte Franzose unter 25 ist arbeitslos, die Arbeitslosenquote insgesamt liegt bei rund zehn Prozent.
Für den 12. Oktober sind Streiks gegen die Rentenpläne geplant. Die Nationalversammlung hat sie bereits abgesegnet, die zweite Kammer des Parlaments, der Senat, will am Dienstag darüber diskutieren. Das Vorhaben der Regierung wird von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Auch die Popularitätswerte von Präsident Sarkozy sind im Keller. Mitte der 90er Jahre waren ähnliche Pläne bereits an Protesten gescheitert und hatten zum Sturz der Regierung geführt. Seitdem hatte keine Regierung mehr eine größere Rentenreform angefasst.
Streik führt zu Diesel-Knappheit auf Korsika
Ein Streik der Hafenarbeiter blockierte am Samstag unterdessen den Ölhafen von Fos bei Marseille. 39 Schiffe warteten auf See auf eine Anlegemöglichkeit. Der Streik führte zu einer Diesel-Knappheit auf Korsika. In den meisten Tankstellen dort ist der Kraftstoff aufgebraucht, vor allem in Städten wie Ajaccio und Bastia. Der Regierungs-Präfekt von Korsika hat nun ein Schiff mit Diesel auf der italienischen Nachbarinsel Sardinien bestellt, das aber erst am Mittwoch eintreffen soll. Der Streik richtet sich gegen die Reform der Häfen. Bereits am Freitag hatte es auch Streiks in anderen französischen Häfen gegeben.
dapd
De Maart

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