Samstag18. Oktober 2025

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Für die Deutschen gab es nur Nüsse

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Vor 65 Jahren, im Dezember, überrollte die Ardennenoffensive das schon befreite Luxemburg. Bei unseren belgischen Nachbarn geriet vor allem die Stadt Bastogne ins Visier. Auch heute noch steht der Ort ganz im Zeichen der Geschehnisse von damals.

BASTOGNE (B) – Auf dem Platz steht ein grüner Jeep mit einem weißen Stern auf der Kühlerhaube.
Etwas weiter ein Panzer, ebenfalls mit dem gleichen weißen Stern. Und daneben ein Denkmal. Vor 65 Jahren, im Dezember, standen auf diesem Platz auch Jeeps und Panzer mit weißen Sternen.

Doch die Häuser glichen Ruinen und statt flanierenden Touristen bewegten sich Soldaten in dem, was von der Stadt übrig geblieben war. Am 16. Dezember hatte die Ardennenoffensive begonnen.

Die deutsche Kriegsmaschine hatte nicht nur den Norden Luxemburgs, sondern auch die belgischen Ardennen überrollt. Die Amerikaner, völlig überrascht vom Angriff, wurden zurückgeworfen. Nur noch Bastogne, mit den verkehrswichtigen Kreuzungen, wurde gehalten.

Um Bastnach, wie es im Deutschen hieß, entbrannte eine heftige Schlacht: Die Schlacht um Bastogne. Die Aufforderung zur Kapitulation wurde mit einem legendär gewordenen Spruch verweigert. Einige Tage danach wurde der deutsche Belagerungsring aufgebrochen und Verstärkung gelang in die stark zerstörte Stadt.

Am McAuliffe-Platz

Heute, 65 Jahre danach, ist Bastogne eine pulsierende Stadt. Ein paar Kilometer von Luxemburgs Nordgrenze entfernt, an die großen Autobahnen angebunden und noch immer mit wichtigen Kreuzungen in alle Richtungen. Auf dem Platz, der heute McAuliffe-Platz heißt, wird deutlich, dass man Wert darauf legt, die Geschehnisse von damals wach zu halten. Dieser Umstand ist honorabel, bringt Menschen von auswärts in den Ort mit seinen etwa 14.000 Einwohnern.

Viele kommen aus anderen Ländern, manche sogar von weit her. Die Stadtväter freut das und die Geschäftsleute wohl auch. Der grüne Sherman-Panzer mit dem weißen Stern schießt nicht mehr. Wenn hier jemand schießt, dann sind es die Touristen, die Bilder vom Eisenkoloss machen. Sie stellen sich davor, manche erklettern ihn.
Die „Willys Jeep“ weist mit einem Schild auf ein Museum in der Nähe hin. Gleich mehrere solcher Einrichtungen, die die Ardennenschlacht dokumentieren wollen, gibt es im Zentrum. Das Gleiche will man auch im Info-Zentrum auf dem Platz: Informationen geben über die Stadt und die reizvolle Landschaft für die Gäste von auswärts und natürlich über das, was die meisten Besucher anzieht – die Geschehnisse von damals.

Dazu, gleich zum Mitnehmen, reichlich Souvenirkitsch und Klimbim zum Thema Krieg. Nicht anders als an anderen Orten, wo sich Kriegsgeschichte zugetragen hat, in Verdun genauso wie in Waterloo.

Nüsse für die Nazis

Zwischen den beiden Militärfahrzeugen steht auch das Denkmal von Anthony C(lement) McAuliffe, vergleichsweise klein. Der amerikanische General ist der Held von Bastogne.
Er war es, der am 22. Dezember 1944 die deutsche Aufforderung zur Kapitulation mit dem zur Legende gewordenen „Nuts“ (Nüsse, nix) quittierte.
Die deutschen Emissäre waren, so heißt es, derart irritiert über die ungewöhnliche Antwort, dass sie nachträglich um Übersetzung bitten mussten. Doch sie sollte in die Geschichte eingehen.

Die Geschichte der Schlacht von Bastogne ist schon vor Jahren verfilmt worden und PC-Gamer können sich heute als Strategen versuchen und am heimischen Bildschirm ihre eigene kleine Schlacht starten, auf einer der beiden Seiten.

Im Dezember und Januar wird die Geschichte der Ardennenschlacht wieder besonders aufleben gelassen. Zum 65. Jahrestag gehört sich das so. Eine Vielzahl kleiner und großer Veranstaltungen zum Thema finden in und um Bastogne statt. Es wird erinnert werden. Und wohl auch gefeiert.

Etwas außerhalb der Stadt steht ruhig das Mardasson-Denkmal. Und ein weiteres Museum. Das zwölf Meter hohe Denkmal hat die Form eines Sterns. Es ist groß, würdevoll und amerikanisch. Eingraviert sind die Namen aller US-Staaten.

Das 1950 eingeweihte Memorial erinnert auch an die Battle of the Bulge, wie die Schlacht bei den Amerikanern hieß, vor allem aber an die vielen amerikanischen Opfer. Besucher
können das Denkmal besteigen und von oben einen Blick auf die Stadt werfen, in der es für die Deutschen nur Nüsse gab.