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EU: Vulkanasche legt Flugverkehr lahm

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Der Ausbruch eines Vulkans in Island hat weitgehend den Luftverkehr in Deutschland lahm gelegt und zu erheblichen Einschränkungen im europäischen Flugbetrieb geführt. Weniger als die Hälfte der geplanten Flüge werden am Freitag voraussichtlich stattfinden, wie die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol, die den europäischen Flugverkehr koordiniert, mitteilte.

(aktualisiert 16.04.201, 13:35 Uhr)

In Deutschland hat die Flugsicherung (DFS) den Flugbetrieb an 15 internationalen Flughäfen eingestellt.
Während für gewöhnlich etwa 28.000 Flüge am Tag in Europa stattfinden, erwartet Eurocontrol am Freitag lediglich rund 11.000 Flugzeuge, die eine Starterlaubnis erhalten. Vorhersagen gehen davon aus, dass zumindest in den nächsten 24 Stunden die nach Süden und Südost ziehende Aschewolke den Flugverkehr wegen den erheblichen Sicherheitsrisiken beeinträchtigen wird.

In Deutschland habe die DFS mittlerweile an fast allen Flughäfen Starts und Landungen untersagt, sagte eine DFS-Sprecherin Dow Jones Newswires am Freitag. Zuvor hatte die über Deutschland in der Luft befindliche Asche bereits den Verkehr am Großflughafen Frankfurt am Main verhindert. Damit ist der Flugbetrieb derzeit an 15 internationalen Flughäfen in Deutschland eingestellt. Lediglich München wird noch angeflogen.

In Deutschland sind damit von dem Start- und Landeverbot die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Münster/Osnabrück, Düsseldorf, Köln/Bonn, Frankfurt, Saarbrücken, Berlin-Tegel, Berlin-Schönefeld, Leipzig, Erfurt und Dresden sowie Nürnberg und Stuttgart betroffen. Die Schließung bezieht sich auf unbestimmte Zeit. Auch an den Regionalflughäfen in den jeweiligen Regionen findet kein Verkehr mehr statt.

Der Flughafen München im Süden Deutschlands kann nach weiteren Angaben der Flugsicherung noch angeflogen werden. Allerdings bewegt sich die Aschewolke in südlicher Richtung.
Das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) rechnet im weiteren Tagesverlauf mit der Schließung weiterer deutscher Flughäfen wegen der Ausbreitung der Aschewolke. Davon dürften dann die Flughäfen im süddeutschen Raum betroffen sein, sagte ein BMVBS-Sprecher am Freitag in Berlin. Für Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer stehe die Sicherheit des Luftverkehrs „an allererster Stelle“. Die Lage werde sorgfältig beobachtet und es bestehe sehr enger Kontakt mit allen Beteiligten.
Auch auf dem größten deutschen Flughafen in der Rhein-Main-Metropole gibt es derzeit keine Starts und Landungen mehr. Die Flugzeuge, die schon mit Ziel Frankfurt in der Luft seien, würden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Flüge mit Ziel Frankfurt dürften von anderen Flughäfen nicht mehr starten, sagte Flughafensprecher Jürgen Harrer am Freitag zu Dow Jones Newswires. Auch Abflüge aus Frankfurt seien derzeit nicht mehr möglich.

Zur Länge dieser Vorsichtsmaßnahme machte der Sprecher keine Angaben. Es sei gegenwärtig nicht absehbar, wann sich die Situation ändern könnte. Der Flughafenbetreiber Fraport stehe im engen Kontakt mit der Deutschen Flugsicherung. Sollte sich die Situation wieder verbessern, könnte Fraport kurzfristig Starts und Landungen wieder möglich machen.
Die Deutsche Lufthansa AG strich die Flüge von und nach Frankfurt bis mindestens 20 Uhr. Mit der Angabe dieses Zeitraums würden die Kunden eine höhere Planungssicherheit bekommen und könnten unnötige Wege vermeiden, sagte Lufthansa-Sprecherin Claudia Lange am Freitag.
Am Frankfurter Flughafen hatte die Fraport AG bereits am Vortag auf die Umstände reagiert und Maßnahmen eingeleitet. So wurden über 900 Feldbetten vorwiegend im Transitbereich des Flughafens aufgestellt. Bereits am Donnerstagabend sei ein Großteil dieser Bett belegt gewesen.

In Großbritannien hatte die nationale Flugverkehrsbehörde Flüge bis frühestens 22 Uhr Freitagabend untersagt. Der Luftraum in der Niederlande bleibt nach der Schließung am Donnerstagabend bis auf weiteres gesperrt. In Frankreich hatte die Luftfahrtbehörde die Flughäfen Paris-Charles de Gaulle und Paris-Orly zwischen 23 Uhr Donnerstagabend und 14 Uhr am Freitag geschlossen. In Irland bleibt der Dubliner Flughafen zunächst bis 12 Uhr geschlossen.

In Schweden wird der Flugbetrieb unterdessen schrittweise wieder frei gegeben. Nachdem der Flugbetrieb am Donnerstag untersagt wurde, wird derzeit im Norden des Landes der Luftraum allmählich wieder geöffnet. Für den Süden gelten nach wie vor Restriktionen.
Der Ausbruch eines Vulkans in Island hatte bereits am Donnerstag zu erheblichen Behinderungen im europäischen Luftverkehr geführt. Auch in den kommenden Tagen kann es zu weiteren Behinderungen kommen. Es werde weiterhin sehr viel Asche in die Luft geschleudert, sagte Oli Aranson, Meteorologe des isländischen Wetterdienstes, am Donnerstag. „Es wird zumindest in den kommenden beiden Tagen eine Aschewolke geben“, sagte Aranson. Der Wind werde bis Mitte kommender Woche in Richtung Großbritannien wehen.
Die Asche ist ein hohes Sicherheitsrisiko für den Flugbetrieb. Dabei können die Staubpartikel zu Beschädigungen an den Frontscheiben der Flugzeuge führen, zudem können die Triebwerke ausfallen.

Dow Jones