Die „virtuelle“ Universität der Großregion

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Das Projekt „Universität der Großregion“ (UGR) wird in den nächsten zwei Jahren einen grenzüberschreitenden Universitätsverbund schaffen, bei dem sieben Unis beteiligt sind. Die Studenten werden daraus Nutzen ziehen.

„100 Kilometer im Vierländereck, 7 Hochschulen, 4 Kulturen, 3 Sprachen, 1 gemeinsamer Studienabschluss – bei uns schlägt das Herz Europas“, loben die UGR-Verantwortlichen das neue Projekt an dem folgende sieben Partnerhochschulen beteiligt sind: Universität des Saarlandes, Université de Liège, Université du Luxembourg, Université Paul Verlaine Metz, Nancy-Université sowie die Technische Universität Kaiserslautern und die Universität Trier. Die Universitäten der Großregion:
Universität des Saarlandes
(www.uni-saarland.de)
Université de Liège
(www.ulg.ac.be)
Université du Luxembourg (www.uni.lu)
Université Paul Verlaine – Metz (www.univ-metz.fr)
Nancy-Université
(www.nancy-universite.fr)
Technische Universität Kaiserslautern
(www.uni-kl.de)
Universität Trier
(www.uni-trier.de)

Tina Schöpfer, zuständig für Marketing und Pressearbeit des Projekts erklärt tageblatt.lu die Hintergründe: „Das Projekt setzt sich in erster Linie dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für grenzüberschreitendes Studieren verbessert werden. Deshalb ist die Anerkennung von Studienleistungen für uns ein ganz zentraler Punkt. Uns geht es auch und gerade darum, Studierenden, die nicht ein komplettes Semester im Ausland verbringen möchten, die Möglichkeit zu geben, grenzüberschreitend zu studieren, indem sie einzelne Kurse an den Partneruniversitäten belegen.“

Grenzüberschreitender Hochschulabschluss

Dieser Hochschulraum in der Großregion soll es den Studierenden durch Harmonisierung von Studienplänen, Anerkennung von Studien- und Teilstudienleistungen, Austauschprogrammen sowie gemeinsamen Studiengängen ermöglichen, Sprachen zu lernen, die unterschiedlichen Kulturen im Vierländereck kennen zu lernen und einen grenzüberschreitenden Hochschulabschluss zu machen. So sollen Studierende, die an einer Partneruniversität eingeschrieben sind, grundsätzlich an allen Universitäten einen privilegierten „UGR-Status“ genießen, der ihnen das Parallelstudium an den Partneruniversitäten einfacher macht.

Vorbereitet wurde z.B. ein Bibliotheksabkommen, das bis zum Ende des Jahres von allen Partneruniversitäten unterschrieben sein wird. Mit diesem Abkommen wird es künftig möglich sein, dass sich Studierende, die an einer der Partneruniversitäten eingeschrieben sind, an allen sieben Universitäten kostenlos Bücher ausleihen können.

Privilegierter Status für Studenten

Tina Schöpfer an tageblatt.lu: „Die Präsidenten und Rektoren der Partneruniversitäten sind sich außerdem einig, dass ein Student, der an einer Universität eingeschrieben ist, an den anderen Partneruniversitäten einen privilegierten Status genießt. Um einzelne Kurse an den Partneruniversitäten besuchen zu können und Prüfungen abzulegen, soll der Studierende deshalb keine Einschreibungsgebühren an den Partneruniversitäten entrichten müssen. Profitieren sollen die Studierenden auch bei der Verpflegung: Mit den Studentenwerken der Universitäten wird derzeit verhandelt, dass jeder Student, der an einer der Partneruniversitäten eingeschrieben ist, künftig in allen Mensen der Partneruniversitäten zum vergünstigten Studierendentarif essen kann.“

„Damit Mobilität überhaupt in Frage kommt, steht für alle Studierenden die Anerkennung der an den Gastuniversitäten erbrachten Leistungen an erster Stelle. In der „Universität der Großregion“ soll bis Ende des Projekts die Anerkennung in mindestens fünf Fachbereichen automatisch geregelt sein, danach auf alle Fachbereiche ausgeweitet werden“, erklärt uns Frau Schöpfer. 

Mehr Mobilität?

Damit dieses Angebot wahrgenommen werden kann, muss die physische Mobilität der Studierenden garantiert werden. Die Verantwortlichen des Projekts setzen sich dafür ein, dass Studierende die öffentlichen Verkehrsmittel in der Großregion kostengünstig nutzen können. Ein Semesterticket für den öffentlichen Transport innerhalb der Großregion scheint jedoch nach Aussage von Eric Jacquey, ein Verantwortlicher des Projekts, nicht so einfach realisierbar. Denn jede beteiligte Region hat unterschiedliche Verkehrsverbunde; diese unter einen Nenner zu bringen, bleibt eine große Herausforderung.

Wie aber  sollen sich dann die Studierenden ohne größeren Kostenaufwand zwischen den Unis fortbewegen? Tina Schöpfer dazu: „Mit dieser Frage beschäftigt sich das Team der „Universität der Großregion“ derzeit in ganz enger Zusammenarbeit mit den Studentenvertretungen und Asten der Partneruniversitäten. Die Gründung eines gemeinsamen Mobilitätsfonds ist eine der Möglichkeiten, die derzeit geprüft wird. Darüber hinaus appelliert das Projekt immer wieder an die politischen Vertreter in der Großregion, für den grenzüberschreitenden Personennahverkehr Lösungen zu schaffen.“

Frau Schöpfer fügt hinzu: „Für diejenigen, die ein ganzes Austauschsemester in der Großregion anstreben, stehen z.B. an der Universität des Saarlandes Wohnheimplätze zur Verfügung, sofern die Studierenden an einem offiziellen Programm, wie z.B. Erasmus teilnehmen. Es handelt sich dabei um 12,5 Prozent der gesamten Wohnheimplätze, für die die ausländischen Studierenden denselben Preis zahlen wie die Studierenden, die an der Universität des Saarlandes eingeschrieben sind. Auf der bisher vorläufigen Projekt-Internetseite www.uni-gr.eu, die Ende November als Portal mit vielen interessanten Angeboten gelauncht wird, erfahren die Studierenden, an wen sie sich für die Zimmersuche am besten wenden. Die entsprechenden Ansprechpartner stehen ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite.“

Die „virtuelle“ Universität

Das Projekt läuft Ende April 2012 aus; das Konzept  läuft dann als „virtuelle“ Universität der Großregion weiter. Bis dahin sollen die Grundstrukturen geschaffen und die meisten angestrebten Ziele erreicht sein. Danach wird jede Universität seinen erforderlichen finanziellen Anteil im Sinne der „virtuellen“ Universität der Großregion selbst tragen.

Das Projekt wurde im September 2008 mit einem Gesamtvolumen von rund sechs Millionen Euro im Rahmen des Programms „Europäische territoriale Zusammenarbeit (Interreg IVa) 2007-2013 Großregion“ genehmigt. Der Startschuss fiel  am 15. Oktober 2008 bei einer Projektdauer von 42 Monaten. Die Kosten werden von der EU, den jeweiligen Regionen und den Partneruniversitäten selbst getragen.

er./UGR