Wenn …, dann …

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„Mehrheit ist Mehrheit“, sagt Bausch, der Macher. Er würde die Dreierkoalition weiterführen, wenn sie 31 Sitze (von 60) erhielte; sie geht mit deren 32 in die Wahl. Und: Weil „diese Regierung eine hervorragende Bilanz (hat), ist es doch nur die logische Konsequenz, die gemeinsame Arbeit fortzuführen, wenn die Wähler uns bestätigen“.
Nun, die Erfahrung lehrt, dass sogar eine vernünftig geprüfte und für gut befundene Bilanz bei politischen Wahlen nicht immer ausschlaggebend ist. Die Wähler können durchaus ihre Zufriedenheit mit den Leistungen bekunden und sich trotzdem abwenden. Wegen Einschätzungen oder Bauchgefühlen, gegen die kein Argument ankommt.

Eine Woche vor der 1979er Wahl, bei der es um den Fortbestand der damaligen DP-LSAP-Koalition ging, war der Schreiber dieser Zeilen fest davon überzeugt, dass die Meinungsumfragen keinen Zweifel an der Bestätigung der Regierung zuließen: 50% der Wähler erklärten sich „eher zufrieden“, „nicht zufrieden“ nur 24%. Nach fünf turbulenten Jahren schien alles im Griff: Die existenzgefährdende Stahlkrise war 1979 fast schon gemeistert, große gesellschaftspolitische Reformen durchgezogen und die Zukunft eigentlich problemlos. Aber es kam ganz anders: Die CSV feierte ihren größten Triumph, die LSAP ging unter, die DP, deren Schwächung derart befürchtet worden war, dass sie sogar Stimmen aus dem roten Lager bekam, hatte sich in etwa halten können. Fazit: eine CSV-DP-Regierung, mit Ex-Premier Thorn als Außenminister …

Wiederholt sich die Story am Sonntag, 14. Oktober 2018, fast 40 Jahre danach?
Gebranntes Kind scheut das Feuer: Wir schließen eine solche Wende nicht aus, obwohl es im höchsten Interesse Luxemburgs wäre, mit dem jetzigen, ziemlich erfolgreichen Team auf Kurs zu bleiben.

Das auf vier Wahlbezirke mit unterschiedlicher Bevölkerungs- und Wählerdichte aufgebaute Wahlsystem verteilt die Sitze „ungerecht“: So bekam die CSV 2013 einen Sitz für je 1,46% Stimmenanteil landesweit, 23 für 33,68%, die Koalition unterdessen einen Sitz für je 1,52% Stimmenanteil, 32 insgesamt für 48,66%. Das ist schon eine erhebliche Verfälschung.

Zu diesem systemischen Vorschuss zugunsten der CSV kommt nach dieser Legislaturperiode ein großer Teil der Stimmen, die der LSAP, der DP und den Grünen wegen punktueller, ja persönlicher Unzufriedenheit verloren gehen. Der einzelne Wähler rückt beileibe nicht immer das Allgemeinwohl in den Vordergrund, sondern sein eigenes …
Bei einer Ausgangslage von 32 ist unter diesen Voraussetzungen schon mit einem „mechanischen“ Verlust von mindestens drei Sitzen zu rechnen. Daraus ergibt sich die Frage nach der Kompensierung.

Konnten die drei regierenden Parteien sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen und finanzpolitischen Meisterleistung, der sozialen Nachbesserungen, der gesellschaftspolitischen Reformen, der Modernisierung unter dem Innenministerium, der zielstrebigen Investitionen in Infrastrukturen aller Art, einer ehrbaren und bestens vernetzten Außen- und Europapolitik so viel neue Sympathie sichern, dass der angesprochene „mechanische Verlust“ ausgeglichen wird?
Da wären wir beim „Wenn …, dann …“-Thema.

Wenn die Fortsetzung der Koalition von den Wählern arithmetisch unmöglich gemacht wird, muss es wohl zu einer Koalition zwischen der CSV und einer der jetzigen Regierungsparteien kommen.

Und dann, mit (dem sicherlich gestatteten) Blick auf diese Hypothese, haben DP und „gréng“ nach den Gemeindewahlen von 2017 den Schwarzen schon mehr Vorleistungen gebracht (oder bringen können) als die LSAP, in den Kommunen Luxemburg, Esch, Differdingen u.a.

Politik ist eine schöne, aber grausame Sache.

Bernardy Emile
28. Dezember 2018 - 21.58

Ich gesinn hei am Ländchen,nëmmen deen individuellen Egoismud. Ëmmer fir d'éischt no sech selwer kucken. Wéi ëtt mengem Noper geet ass mir scchä...esgal.

roger wohlfart
7. Oktober 2018 - 23.34

Genau so ist es, Herr Sold , und das ist eine beängstigende und nachdenklich stimmende Entnwicklung. Die USA mit Trump sind das beste, hoffentlich abschreckende Beispiel wohin das führt. Es fehlt vielen Wählern an dem notwendigen kritischen Unterscheidungsvermögen. Vorsicht vor den Bauernfängern!

Humpenjang
7. Oktober 2018 - 22.38

Richtig !!!

Alvin Sold
7. Oktober 2018 - 18.02

Juncker sagte dieser Tage Bemerkenswertes in einem Gespräch mit dem "Wort". Mit Fakten und Zahlen (so sinngemäss) seien keine Wahlen mehr zu gewinnen. Also: Wahlen gewinnt heute, wer die Schwachstelle vieler Wahlbürger erkannt hat: Sie wollen politisches Entertainment statt Politik für das Allgemeinwohl. Trump ist das beste Beispiel für die Pop-Politik. Die grosse Verliererin steht allemal fest: Es ist die Demokratie, das ehemals "beste aller politischen Systeme" (frei nach Churchill).

Jacques Zeyen
7. Oktober 2018 - 9.45

D’CSV kann et net besser. Mä ech hunn di do saat. oder " Wählen nach Bauchgefühl.." scheinen beides dasselbe falsche Argument zu sein. Die meisten Dinge im Leben sollte man mit dem Verstand machen,auch wählen. Falls man denn in die Politik eingreifen möchte.Andernfalls besser ganz zuhause bleiben als Stimmen zu verteilen an Leute die es eh nicht besser können. Bei großen Koalitionen besteht immer der Vorteil das niemand überheblich oder arrogant wird.Mehrere Sichtpunkte sind immer besser als der eine Tunnelblick und zusammen gefasste Entscheidungen sind eher solide als Einzelgänge.

Le républicain
7. Oktober 2018 - 8.45

Es ist wohl klar das etwas faul an unserem Wahlsystem ist wenn eine Partei bei 33,68 % der abgegebenen Stimmen 23 Chamber Mandate bekommt, und die anderen Parteien die zusammen 48,66 % der Stimmen erhielten nur 32 Sitze.... also sollte man nur einen Wahlbezirk im Lande haben in der neuen Verfassung um das auszugleichen und die Wahl dadurch demokratischer zu gestalten...

roger wohlfart
7. Oktober 2018 - 0.21

Meinem Kommentar sei noch ein Spruch von Wilhekm Busch beigefügt: " Wenn dir eine Gesellschaft nicht mehr passt, nimm dir eine andere, wenn du eine hast ".

Streng
6. Oktober 2018 - 20.06

Et sollt nëmmen een Walbezirk ginn!

roger wohlfart
6. Oktober 2018 - 18.40

Genauso unverständlich wie das Wahlresultat von 1979 wird es aller Wahrscheinlichkeit auch am 14.Oktober sein. Die LSAP wird voraussichtlich, den Umfragen zufolge, erneut der grosse Verlierer sein mit möglicherweise nur 10 Mandaten. Politik ist ein hartes und unberechenbares Geschäft. Die Wähler handeln nicht unbedingt logisch und gute Arbeit muss nicht entsprechend belohnt werden. Die Ausstrahlung und die Gesichter der Kandidaten/innen und wie sympathisch sie rüberkommen ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die Flugblätter und deren Inhalte spielen heutzutage eher eine untergeordnete Rolle, weil sie kaum noch gelesen und analysiert werden. Die Slogans und mögen sie noch so banal und nichtssagend sein, prägen sich , besonders bei jungen Wahlern eher ein und können deren Wahlverhalten in einem hohen Masse beeinflussen. In der Politik gibt es keinen Dank!

Tunn
6. Oktober 2018 - 16.16

D'CSV kann et net besser. Mä ech hunn di do saat.

Grober J-P.
6. Oktober 2018 - 13.16

Die Stahlkrise 1979 war noch nicht vorbei, vor allem für die "Schmelzer", Lohnkürzungen. Ende 1981 Anfang 1982 wurde uns von unserem damaligen Chef sogar geraten die Schmelz zu verlassen, er sagte wortwörtlich:" Ech sin der Meenung, dat d'Arbed an den nächsten 2 Joer nët méi existéiert, wann der schlau sidd macht iech op d'Sich no aaneren Plaatzen."

Jeannot B.
6. Oktober 2018 - 13.05

Sie sehen die Dinge ziemlich richtig. Diejenigen, die 2013 eine der drei Koalitionsparteien wählen und es nicht mehr tun, drücken gern ihren Ärger über Punktuelles. Sie vergessen, dass sie damit das Wesentliche in Frage stellen: die Weiterführung des Landes durch eine Regierung mit Weitblick.