Auschwitz-Gedenkfeier: Peres fordert nicht nachlassende Verfolgung von NS-Verbrechern

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Israels Präsident Shimon Peres hat 65 Jahre nach der Befreiung der Häftlinge im KZ Auschwitz dazu aufgerufen, NS-Verbrecher weiter zu verfolgen.

Es lebten in Deutschland, Europa und anderen Teilen der Welt immer noch Menschen, die am Völkermord an den Juden beteiligt waren, sagte Peres am Mittwoch anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Nationalsozialisten. „Ich bitte Sie: tun Sie alles, um diesen Verbrechern ihre gerechte Strafe zu erteilen.“ Es gehe nicht um Rache, es gehe um Erziehung. „Die Jugend muss sich erinnern, darf nicht vergessen und muss wissen, was geschehen ist.“

In München läuft derzeit der Prozess gegen den mutmaßlichen KZ-Wachmann John Demjanjuk. Ihm wird vorgeworfen im deutschen Vernichtungslager Sobibor im heutigen Polen beim Mord an fast 28.000 Menschen geholfen zu haben.
„Die Shoa muss dem menschlichen Gewissen stets als ewiges Warnzeichen vor Augen stehen, als Verpflichtung zur Heiligkeit des Lebens“, forderte Peres. Mit Holocaust oder Shoa wird der Völkermord der Nazis bezeichnet, dem rund sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen, die meisten von ihnen Juden. Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Truppen den KZ-Komplex Auschwitz-Birkenau. Dort wurden über eine Million Menschen ermordet.

Peres schildert Mord an seinem Großvater

Der 86 Jahre alte, im weißrussischen Ort Wiszniewo geborene Peres schilderte, wie er sich in seinem Großvater, Rabbi Zwi Meltzer, getrennt hatte: „Ich erinnere mich, wie er am Bahnsteig stand, von wo aus der Zug mich, den elfjährigen Jungen, von unserem Dorf ins Heilige Land Israel bringen sollte.“ Sein Großvater habe ihn überschwänglich umarmt und gesagt: „Mein Junge, bleib immer ein Jude!“ Als die Nazis in Wiszniewo einmarschiert seien, hätten sie den Juden befohlen, sich in der Synagoge zu versammeln, sagte Peres. „Mein Großvater ging als erster hinein, eingehüllt in den selben Gebetsmantel, in den ich mich als Kind schon eingewickelt hatte. Seine Familie folgte ihm.“

Das Holzgebäude sei angezündet worden, überlebt habe niemand. Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach zuvor von der historisch begründeten besonderen Mitverantwortung der Deutschen für dem Staat Israel. „Manches ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels nicht“, sagte Lammert in Anspielung auf Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der wiederholt das Existenzrecht Israels infrage gestellt hat. Dritter Redner der Gedenkveranstaltung war Feliks Tych, ein Holocaust-Forscher und -Überlebender. Er strich heraus, dass der von Deutschen initiierte und betriebene Massenmord an den Juden ohne Mithilfe in den besetzten Ländern nicht möglich gewesen sei.
„Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass in fast jedem europäischen Land, in dem die nationalsozialistischen Deutschen ihr Projekt zur Ausrottung der Juden verwirklichten, ein Teil der einheimischen Bevölkerung so oder anders in den Völkermord verwickelt war.“ In Polen habe es sogar Judenpogrome nach Kriegsende gegeben.

Reuters