Montag10. November 2025

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Affäre Kerviel belastet Société générale

Affäre Kerviel belastet Société générale

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Wusste die "Société générale" mehr als sie beim Prozess ihres Ex-Traders Jérôme Kerviel zugegeben hat? Aufzeichnungen eines Gespräches mit einer Ex-Magistratin deuten dies an.

Anfang 2008 war bekannt geworden, dass die französischen Bank „Société Générale“ Verluste von 4,9 Milliarden Euro eingefahren hatte. Der Verantwortliche war schnell ausgemacht: der Trader Jérôme Kerviel. Von dessen Machenschaften sollen seine Vorgesetzten nichts gewusst haben. Kerviel wurde zu mehrere Jahre Gefängnis verurteilt. Dabei hatte er stets betont, nicht eigenmächtig gehandelt zu haben. Seine Hierarchie habe gewusst, was er tue. Neue Enthüllungen stützen nun Kerviels Aussagen.

Das Online-Portal „mediapart“ und die französische „20 Minutes“ veröffentlichten am Sonntag die Aufzeichnung eines Gesprächs mit der ehemaligen stellvertretenden Staatsanwältin Chantal de Leiris. „Die Société générale wusste, wusste, das ist offensichtlich, offensichtlich“, so de Leiris. Wenn man mit Finanzleuten über die Affäre spreche, würden sie lachen, denn ihnen sei klar, dass die Société das natürlich wusste. Die Aufzeichnung wurde ohne de Leiris Wissen gemacht. Sie sprach mit Nathalie Le Roy, Polizistin der Finanzbrigade,, die mit den Ermittlungen befasst war. Le Roy selbst hatte das Vorgehen in der Affäre angezweifelt. Die Aufzeichnung stützt die These, dass die Ermittlungen ausschließlich zu Lasten von Kerviel gemacht wurden, während die Verantwortung der Bank verschwiegen wurde.

Kerviel will eine Wiederaufnahme des Verfahrens

Le Roy erklärt die Preisgabe der Aufzeichnung damit, sie fühle sich von ihren Vorgesetzten im Stich gelassen, nachdem sie bereits im vergangenen Jahr mit einem Untersuchungsrichter über ihre Zweifel gesprochen hatte. Der Untersuchungsrichter ist mit dem Antrag von Jérôme Kerviel auf Revision seines Prozesses befasst.
Kerviel war zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden, davon zwei auf Bewährung. Er hofft nun dank der Aussagen von Le Roy auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens.

Die Affäre wird zunehmend politischer. Der PS-Abgeordnete Yann Galut hat auf seiner Facebook-Seite einen Schutzstatus für Whistleblower wie Nathalie Le Roy gefordert. Außerdem müsse die Société générale dem Staat die 2,2 Milliarden Euro, die sie über Steuervergünstigen in Folge der Affäre bekommen hatte.

Die „Société générale“ spricht von einer „neuen Manipulation der Medien“. Damit solle Druck auf die Justiz ausgeübt werden. Der Revisionsantrag beruhe auf Aussagen von Frau Le Roy, die ihrerseits Elemente nutzen, die weder bewiesen noch neu seien. Außerdem könnten sie die Schuld von Kerviel keinesfalls in Frage stellen.