Das Europäische Parlament wird heute über einen Vorschlag der EU-Kommission abstimmen, der es erlauben soll, die Stickoxid-Grenzwerte von Dieselfahrzeugen in den kommenden Jahren um mehr als das Doppelte zu überschreiten.
Im Mammut-Rechtsstreit um manipulierte Abgaswerte muss Volkswagen dem zuständigen US-Richter eine Lösung präsentieren. Angeblich hat sich der Autohersteller bereits mit den US-Behörden geeinigt. (dpa/Friso Gentsch)
US-Richter Charles Breyer: Der Bezirksrichter ist für über 600 Zivilklagen in den USA gegen VW zuständig und damit eine zentrale Figur im Abgas-Skandal. (U.s. Government)
VW will seine Diesel-Strategie ändern. (Jochen L)
(dapd/John Macdougall)
12.10.2015: Standard & Poor's hat die Bonität von Volkswagen wegen des Abgasbetrugs in den USA abgestuft. (dapd)
Der neue VW-Chef Matthias Muller (l), Bernd Osterloh, Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied bei Volkswagen und Berthold Huber, kommissarischer Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG. (Julian Stratenschulte)
Das Personal will Antworten. (Julian Stratenschulte)
Die meisten der betroffenen Fahrzeuge laufen in Europa. (jan Woitas)
05.10.2015. Als Konzequenz von dem VW-Abgasskandal in Europa will Frankreich künftig Diesel-Fahrzeuge höher besteuern, kündigt Umweltministerin Segolene Royal. (dapd/Eric Piermont)
04.10.2015: In den Befragungen durch die VW-Konzernrevision hätten mehrere Ingenieure Vorwürfe gegen den damaligen Entwicklungschef Ulrich Hackenberg erhoben. Dieser habe vom Betrug gewusst und ihn angeblich sogar in Auftrag gegeben. (Tageblatt-Archiv/Rebecca Cook)
30.09.2015: In Luxemburg sind 56.000 Autos von dem Skandal betroffen. (dpa/Ingo Wagner)
29.09.2015: Die Diesel-Affäre zieht immer weitere Kreise. Vom Abgas-Skandal bei VW sind auch rund 700.000 Fahrzeuge von Seat betroffen. (dpa/Andreu Dalmau)
In Los Angeles startet am Freitag die "Auto Show". VW hat allerdings weiterhin Probleme. (Tageblatt/jae C. Hong)
28.09.2015. Der VW-Abgasskandal wird jetzt Sache der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat Ermittlungen gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet. Schwerpunkt der Ermittlungen ist der Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten. (dpa/Friso Gentsch)
Der VW-Skandal trifft auch Audi. 2,1 Millionen Fahrzeuge sind von der Abgas-Affäre betroffen. (dapd/Brendan Smialowski)
Porsche-Chef Matthias Müller ist nach Informationen aus Konzernkreisen klarer Favorit für die Nachfolge Martin Winterkorns bei VW. (Marijan Murat)
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt: "VW-Manipulationen auch in Europa" (Rainer Jensen)
Im Zuge der Affäre musste Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg seinen Hut nehmen. (Britta Pedersen)
Auch Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz ist seinen Job los. (Daniel Maurer)
Martin Winterkorn ist am Mittwoch (24. September) als Vorstandschef von Europas größtem Autobauer Volkswagen zurückgetreten. (Tageblatt-Archiv/Fabrizio Bensch)
Auch in Südkorea hat VW nun Probleme. (Tageblatt/bae Jae-man)
28.10.2015. Die EU-Staaten haben sich auf neue Regeln bei den Abgastests für Pkw geeinigt. Ab 2017 dürfen die Abweichungen bei Tests auf der Straße gegenüber den Laborwerten höher ausfallen als von der EU-Kommission geplant. (dapd/Patrick Pleul)
26.10.2015: Bereits 2013 habe der damalige EU-Umweltkommissar Janez Potocnik vor Tricks bei Auto-Motoren gewarnt. (dpa/Julien Warnand)
22.10.2015: Womöglich sind mehr Motorenmodelle von der Abgas-Affäre betroffen als bislang bekannt. Derzeit untersucht VW auch die anfängliche Variante des ab 2012 eingesetzten EA288-Motor mit Euro-5-Norm. (dpaJulian Stratenschulte)
VW-Rückruf für 8 Millionen VW-Dieselwagen. In Luxemburg müssen 56.000 Fahrzeuge in die Werkstatt. (dapd/Ingo Wagner)
24.10.2015: Am Mittwoch wurde bekannt, dass Dutzende Manager von den Manipulierungen wussten. (Krisztian Bocsi)
(Jason Alden)
Die heutige Abstimmung ist unter den EP-Abgeordneten hoch umstritten und wurde im Januar bereits auf den heutigen Tag verschoben. Noch bis Montagabend hatten die Fraktionen der Sozialdemokraten und der Liberalen keine klare Position über ihr Stimmverhalten festgelegt. Dabei hatten sie gemeinsam mit den Grünen, den Linken und den Souveränisten im vergangenen Dezember im Umweltausschuss eine Resolution durchgebracht, die den Kommissionsvorschlag ablehnt.
Bei diesem geht es um die Einführung eines neuen Messverfahrens von Autoabgasen unter Fahrbedingungen, dem „Real Driving Emission Test“. Bekanntermaßen sind unter Anwendung eines solchen Verfahrens in den USA die Tricksereien von VW aufgeflogen. Ab dem 1. September 2017 soll der „Real Driving Emission Test“ als Grundlage dafür dienen, „ob ein neues Fahrzeugmodell auf den Markt gebracht werden darf“, wie es in einer Kommissionsmitteilung vom Oktober 2015 heißt.
Diese Messmethode, bei der während der Fahrt mit einer speziell entwickelten Vorrichtung die Abgaswerte ermittelt werden, soll damit Standard in der EU werden. Doch offensichtlich scheint man sich in der Kommission darüber bewusst zu sein, welche Resultate diese Messtechnik offenbaren wird. Diese werden wohl kaum mit den seit 2014 einzuhaltenden Grenzwerten in Einklang stehen. In einer entsprechenden Regelung wurde bereits 2007 festgelegt, dass der Ausstoß von Stickoxiden progressiv reduziert werden müsse, bis auf 80 mg/km ab September 2014 (Euro6-Norm).
Widerstand
Der Vorschlag, über den die EU-Parlamentarier nun heute abstimmen werden, sieht vor, dass dieser Stickstoff-Grenzwert für Dieselfahrzeuge ab dem Jahr 2017 um 110 Prozent überschritten werden darf, ab 2020 „nur“ noch um 50 Prozent. Derzeit liegen die Stickstoff-Emissionen von Dieselfahrzeugen im Fahrbetrieb im Durchschnitt 400 Prozent über den im Labor gemessenen Werten, so die EU-Kommission. Die neuen Grenzwerte kamen aufgrund einer Einigung im technischen Ausschuss „Kraftfahrzeuge“ (Technical Committee of Motor Vehicles, TCMV), dem Vertreter aus allen EU-Mitgliedstaaten angehören, zustande.
Gegen eine weitere Überschreitung der Grenzwerte regt sich nicht nur im EP Widerstand. Unter anderem die Bürgermeister europäischer Haupt- und anderer großer Städte in der Union sowie der Europäische Verbraucherschutzverband BEUC rufen dazu auf, gegen den Kommissionsvorschlag zu stimmen. Die Bürgermeister weisen darauf hin, dass sie zunehmend mit dem Problem der Feinstaubbelastung konfrontiert sind. Diese geht vor allem von Dieselfahrzeugen aus.
„Illegal“
Der Europäische Verbraucherschutzverband seinerseits verweist auf eine Studie von Rechtsexperten, die die TCMV-Einigung als „illegal“ einstufen. Selbst der hausinterne Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments kommt in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Umweltausschusses zur Schlussfolgerung, dass die EU-Kommission nicht dazu ermächtigt sei, eine Änderung der Emissionsgrenzwerte vorzunehmen. Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, hat sich gestern für den Vorschlag der EU-Kommission ausgesprochen. Es gehe auch darum, der Automobilindustrie Rechtssicherheit zu bieten, argumentierte der bayerische Politiker.
In ihrem Schreiben an das EP verweist der BEUC auf eine Studie des International Council on Clean Transportation, laut der bereits drei technische Möglichkeiten von Autoherstellern eingesetzt werden, um die Euro6-Norm einzuhalten. In den Vereinigten Staaten übrigens liegt der Grenzwert für Stickstoff-Emissionen bei 35 mg/km.
Daisy Schengens Laufbahn beim Tageblatt begann 2010 als Online-Redakteurin, später in der Lokalredaktion, bevor sie leitende Redakteurin des Magazin-Hefts wurde. Ihre Schwerpunkte umfassen die Themengebiete Gesundheit und Ernährung. Die gebürtige Bulgarin hat einen Magisterabschluss in Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Trier. Mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Sohn lebt sie an der Mosel. Wenn sie nicht über Genuss und Gesundheit schreibt, widmet sie sich dem Tanz(-sport).
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