Zeit, sich abzunabeln

Zeit, sich abzunabeln
(AFP/Daniel Leal-olivas)

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Die EU und die NATO

Es wirkt ein wenig surreal: Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) wird in den deutschen Medien wie ein Held gefeiert, weil er sich weigert, mehr in die NATO zu investieren. Nun spricht nichts dagegen, diesem Kriegsbündnis, das statt auf Deeskalation auf Waffengewalt setzt, nicht noch mehr Geld in den Rachen zu stecken. Allerdings ist diese Form von Diskussion gerade nach dem Brexit Unsinn.

Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Erstens ist es leicht, sich stets hinter den Amerikanern zu verstecken, gleichzeitig aber auf Kooperation mit der von den USA dominierten NATO zu schwören. Zweitens, und dies ist der wesentliche Punkt, wird dadurch die zentrale Frage gar nicht gestellt: Wie will die EU sich künftig sicherheitspolitisch positionieren?

Gerade jetzt, wo Großbritannien die Scheidung eingereicht hat, muss die Frage erlaubt sein, ob Europa immer noch von den USA abhängig sein will oder endlich der Befreiungsschlag gelingt. Solange dies jedoch nicht passiert, wirkt die Haltung der europäischen NATO-Staaten doch ein wenig verlogen.

Dabei hat gerade die Wahl von US-Präsident Donald Trump verdeutlicht, dass Europa endlich selbstständig werden muss. Passiert dies nicht, bleibt die EU der Spielball von Großmächten wie den USA oder Russland. Dass es jedoch zu diesem konstruktiven Wandel kommt, ist unwahrscheinlich – das Superwahljahr 2017 blockiert ganz Europa.