Wenn es aber einen Tag gibt, an dem sich die Geister scheiden, dann ist es der heute stattfindende Weltfrauentag. Kein internationaler Tag polarisiert wie dieser. Während er für die einen aufgrund der immer noch vorherrschenden geschlechtsspezifischen Ungerechtigkeiten eine absolute Notwendigkeit darstellt, sehen andere wiederum alleine die Existenz eines solchen Tages schon als Diskriminierung der Frauen an.
" class="infobox_img" />Tom Wenandy
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Beide Positionen sind vertretbar und haben durchaus ihre Berechtigung. Wir meinen aber, dass es prinzipiell eines internationalen Frauentages bedarf. Und dies aus mehreren Gründen.
Zum einen herrscht in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft trotz eines nunmehr hundertjährigen Kampfes (der internationale Frauentag jährt sich heute zum hundertsten Mal, vgl. auch unsere Spezialseiten S. 2 bis 6) immer noch keine Chancengleichheit für Frauen. Die Zahlen sprechen in diesem Zusammenhang eine klare Sprache. Frauen verdienen für einen gleichen Job immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen. In Luxemburg sind es laut Statec durchschnittlich mehr als zwölf Prozent. Und auch die beruflichen Aufstiegschancen sind alles andere als gleich. Veranschaulicht wird dies u.a. dadurch, dass obwohl hierzulande mehr Frauen als Männer ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen können, diese Tendenz sich bei der Besetzung von Führungsposten mehr als umkehrt.
Machen wir uns nichts vor
Der internationale Frauentag erlaubt es, diese Tatsachen wieder in Erinnerung zu rufen und dadurch zumindest zum Nach- bzw. Umdenken anzuregen.
Zum anderen ist der internationale Frauentag die Gelegenheit, um einmal – über das abstrakte Zahlenmaterial hinaus – nicht nur auf die Schwächen der Frauen hinzuweisen, sondern ganz klar deren Stärken hervorzuheben. Frauen sind oft Opfer, oft aber eben auch nicht.
Aber machen wir uns nichts vor: Ein Weltfrauentag, und erfreue er sich eines noch so breiten (medialen) Echos, wird – so bedauerlich dies auch ist – an der Problematik nichts wirklich ändern. Zu komplex ist die Situation, als dass sie durch einige (wenn auch gut gemeinte) Reden, Bekundungen oder Demonstrationen gelöst werden könnte.
Aber genauso irrt, wer glaubt, die Probleme durch Quoten, gegen jegliche Überzeugung, lösen zu können. Frauenquoten – ob diese nun in der Politik oder in der Wirtschaft zur Anwendung kommen sollen – führen vielleicht zu einer vorübergehenden Gleichberechtigung – vor allem auf dem Papier –, ein grundlegendes Umdenken wird auf diese Weise aber sicherlich nicht erreicht.
Um aber dieses grundlegende, sprich gesellschaftliche Umdenken in der Frage der Gleichberechtigung von Frau und Mann zu erreichen, müsste dieses Umdenken an erster Stelle in der Politik stattfinden. Will heißen: Die Gleichberechtigung muss als politische Priorität definiert und die zu erreichenden Ziele klar festgelegt werden.
Dies wird nicht allein dadurch erreicht, dass man ein spezielles Ministerium einrichtet, das sich der Thematik u.a. mit Müsliriegeln annimmt. Gleichberechtigung setzt voraus, dass alle Ministerien, übergreifend, organisiert und konsequent das Thema angehen. Dreh- und Angelpunkt muss bei allen Diskussionen und Entscheidungen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein.
Sicherlich wurde in diesem Bereich in Luxemburg – und im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – nicht nichts unternommen. Stichwort „Congé parental“ oder „Chèques-service“. Mehr aber auch nicht. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass die Frauen (auch) in der Politik unterrepräsentiert sind. Und ohne das beschriebene Umdenken werden es nicht mehr Frauen in die Politik schaffen. Irgendwie ein Teufelskreis!
De Maart

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