Super – aber unsichtbar

Super – aber unsichtbar
(Tageblatt)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Abgesehen von einigen Experten hat es in Luxemburg kaum jemand bemerkt. Vor rund zehn Tagen hat das Großherzogtum seinen zehnten Geburtstag als Mitgliedstaat der europäischen Weltraumagentur ESA gefeiert.

Überdurchschnittlich viel Lob von ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain gab es auf der Geburtstagsfeier. Luxemburg sei ein Land mit Vorbildcharakter, unterstrich er. Er würde sich mehr engagierte Mitgliedstaaten wie Luxemburg wünschen.

Christian Muller cmuller@tageblatt.lu

Dabei dachte er nicht nur an die finanzielle Beteiligung, sondern auch an den politischen Willen zum weiteren Fortschritt. „Noch nie hat ein Staat es geschafft, nach nur zehn Jahren Mitgliedschaft die Institution bereits führen zu können“, so Dordain. Seit November 2012 und noch bis 2016 ko-präsidiert Luxemburg die europäische Behörde – gemeinsam mit der Schweiz.

Verstecken muss sich Luxemburg im Bereich Weltraum wirklich nicht. Wer hätte sich vor zehn Jahren schon vorstellen können, dass heute hier Satelliten gebaut würden, mit denen die Schiffe auf den Ozeanen überwacht werden können?
Oder dass ein hierzulande hergestellter Minisatellit erfolgreich eine Mondumrundung abschließen würde?

Auch beim ursprünglichen Ziel der Mitgliedschaft, die Wirtschaft weiter zu diversifizieren, gab es in nur zehn Jahren bereits sichtbare Fortschritte. Neben den beiden größten Satellitenbetreibern der Welt, SES und Intelsat, sind hierzulande heute etwas mehr als 20 Unternehmen und Forschungszentren im Bereich Weltraum tätig. Gemeinsam stehen sie für über zwei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung, erwirtschaften einen Jahresumsatz von 2 Milliarden Euro und beschäftigen rund 700 Mitarbeiter. Ein industrielles Netzwerk ist in nur zehn Jahren entstanden.

Das wirtschaftliche Prinzip hinter der ESA ist einfach: Die Mitgliedstaaten stellen der ESA Geld für spezifische Programme zur Verfügung. Für Luxemburg handelt es sich um etwas mehr als 20 Millionen pro Jahr. Die ESA vergibt mit diesem Geld dann Aufträge an Unternehmen aus dem Mitgliedstaat. Das Geld geht dem Staat also nicht verloren, und die Firmen können die gewonnenen Erkenntnisse und Kompetenzen für weitere Geschäfte nutzen.

Und weder bei der Regierung noch im Privatsektor fehlt es an Ideen und Projekten für die Zukunft. So will das neue Unternehmen EarthLab von Satelliten gesammelte Daten kommerziell nutzen. Mit dem neuen Militärsatelliten Luxgovsat hofft man, den Erfolg von emergency.lu – einem System, um Telekommunikation in Krisengebieten zu ermöglichen – zu wiederholen.

Was aber noch fehlt, ist etwas, das der Luxemburger Weltraumindustrie ein Gesicht gibt. Etwas, das zum Träumen einlädt. Ein Luxemburger Astronaut? Das wäre zwar nicht billig, könnte aber das Interesse der Jugend an wissenschaftlichen Studien fördern. Zudem könnte es den Ruf des Landes verbessern – weg vom Steuerparadies. Aber auch in der Zwischenzeit wird es noch neue Projekte geben, die zum Träumen einladen. So überlegt die Firma LuxSat derzeit, einen Satelliten hierzulande zu bauen und diesen zu Beobachtungszwecken dauerhaft um den Mond kreisen zu lassen.