Montag10. November 2025

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Sanfter Transport

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Von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt trafen sich vergangene Woche Regionalpolitiker und Schifffahrtsexperten in der Abtei Neumünster und propagierten dort ein Projekt, das die Kleinigkeit von zehn Milliarden Euro kosten wird (geschätzte Kosten) und eine neue Etappe im europäischen Frachtverkehr einläuten könnte.

Die „Association Seine-Moselle-Rhône“ wirbt zurzeit intensiv für ein Kanalprojekt, das die Mosel mit der Saône verbinden und somit eine Verbindung über Schifffahrtswege der Mittelmeerhäfen (insbesondere Marseille) mit den großen Nordseehäfen (Antwerpen, Rotterdam) schaffen würde.

Das Projekt mit nachhaltiger Wirkung und europäischer Dimension würde neben den Flüssen gleich mehrere Vorteile miteinander kombinieren. Der Transport auf Flüssen und Kanälen ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch eine ernst zu nehmende Alternative zur Eisenbahn, und zum Straßentransport per Lastwagen sowieso.

Ein modernes Binnenschiff macht nicht nur kaum Lärm, es verbraucht im Schnitt 67 Prozent weniger Energie als die Laster und 35 Prozent weniger als die Eisenbahn. Diese Ersparnis schlägt sich ebenfalls in den Kosten nieder.

Die mittleren Kosten für den Transport einer Tonne Fracht über eine Distanz von 350 Kilometern beträgt auf dem Wasser 12 bis 17 Euro (je nach Schiffsgröße), auf der Straße 21 Euro und per Bahn 22 Euro (Quelle: Eurostat).

Während ein Lastwagen durchschnittlich 164 Gramm Kohlendioxid pro Tonnenkilometer ausstößt und die Bahn bei weitaus günstigeren 48,1 Gramm liegt, so trumpfen die Binnenschiffe mit lediglich 33,4 Gramm CO2-Ausstoß auf.

Anbindung an den Osten Europas

Selbstverständlich ist die Geschwindigkeit bei Wassertransporten am geringsten von allen oben verglichenen Frachtbewegungsmitteln; es gibt allerdings ausreichend Ware, die nicht zeitgebunden transportiert werden muss.

Auch eine Anbindung der Saône an den Rhein wird zurzeit geprüft. Der Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals, der gut fortschreitet, würde neben der Nord-Süd-Verbindung auf Wasserstraßen auch die Märkte im Osten bedienen können: Ganz neue Perspektiven mit uralten Methoden eröffnen sich somit der Logistik- und Transportbranche. 2010 soll in Frankreich die öffentliche Debatte, die seit den Grenelle-Gesetzen in unserem Nachbarland bei solchen Projekten vorgeschrieben ist, beginnen. Selbstverständlich wird das Projekt, das eine Länge von immerhin 22 Kilometern hat (bei einer Breite von rund 50 Metern), zahlreiche Fragen und Ängste bei den Anwohnern provozieren.

Die Region Lothringen, die federführend bei der Debatte sein soll, ist sich dessen jedoch bewusst und möchte das ökologisch und wirtschaftlich wertvolle Projekt nicht durch mangelnde Berücksichtigung der Bürger und ihrer Empfindsamkeiten gefährden.

Geht alles nach Plan, so könnte der Kanal 2025 zum ersten Mal befahren werden. Die Luxemburger Moselhäfen würden sicherlich auch von dem Mehraufkommen profitieren, die Schleusen stärker als bislang genutzt werden. Und eine neue Epoche im Frachtverkehr würde beginnen.
Ein spannendes Jahrhundertprojekt demnach.

Robert Schneider
[email protected]