Ruppige Kampfansage

Ruppige Kampfansage
(Alain Rischard/editpress)

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Trump hält künftig die Zügel im Weißen Haus in der Hand

„Massaker“, „Auszehrung“, „Baufälligkeit“, „weggerissen“, „Grabstein“, „gefangen“: So klingt es, wenn Donald J. Trump versucht, die USA zu einen. Die Wunden eines langen, hässlichen Wahlkampfs zu schließen. Ein von Rassismus und wirtschaftlichen Ungleichheiten definiertes Politsystem zu bekämpfen. Trump hat in seiner Antrittsrede eine martialische Sprache gewählt, die das genaue Gegenteil von dem verkörpert, was er nach seinem Wahlsieg lauthals verkündet hatte. Er wird ein Präsident im Dauerwahlkampfmodus sein. In der Trumpschen Weltordnung gibt es aus Sicht der USA keine Kompromisse. Nur wenige simple Faktoren werden sein Verhalten bestimmen. Zentral: Unabhängig vom politischen Ausgang will Trump am Ende positiv dastehen.

Der Egozentriker und Twitter-König hat dies über die Monate immer wieder verdeutlicht. Er ist kein Ideologe und verfügt über keinerlei empathische Kompetenzen. Umso mehr lässt sich seine Rede nicht als Versuch, in die Geschichtsbücher einzugehen, interpretieren, sondern vielmehr als plumpe Anstrengung, seine Wähler ruhig zu halten und künftigen Verhandlungspartnern Angst einzuflößen. Respekt war gestern. Und genau hierin liegt der Knackpunkt der Trumpschen Präsidentschaft. Noch bevor es losgeht, zeigt die neue Spitze der USA, was Ignoranz bedeutet. Vom mächtigsten Mann der Welt wird erwartet, dass er spätestens jetzt jedes Wort auf die Goldwaage legt. Ob man damit einverstanden ist oder nicht: Trump ist Commander-in-Chief. Er bestimmt mit weniger als einer Handvoll Staaten über Krieg oder Frieden.

Präsident Barack Obama brachte zudem den wirtschaftlichen Einfluss des US-Präsidenten auf den Punkt. Nur ein einziger Satz könne falsch interpretiert werden und die Märkte rund um den Globus im Chaos versinken lassen. Der selbsternannte Führer der „freien westlichen Welt“ müsste somit theoretisch – die Praxis der amerikanischen Politik ist eine Katastrophe – mit Fingerspitzengefühl und dem nötigen historischen Gespür vorgehen.

Doch dem ist nicht so und daran wird sich auch nichts ändern. Und genau das ist die Grundlage für das Entstehen eines autoritären Systems. Das zwar verkrebste, aber immerhin (noch) funktionierende demokratische System könnte am Ende kollabieren. Die gute Nachricht: Trump gibt sich in Sachen Selbstvermarktung bereits als starker Mann, der alles alleine verwandeln kann. Auch dies ist wie so vieles in der Welt von „The Donald“ Unsinn. Trump braucht Allianzen auf dem heimischen und dem internationalen Parkett.

Die schlechte Nachricht: Trump hat eine anständige Mehrheit im Kongress und kann den Supreme Court in ein konservatives, rückständiges Gremium verwandeln. Klartext: Trump stellt wichtige Weichen, ohne irgendeinen Kompromiss mit den Demokraten eingehen zu müssen.

Besonders ironisch: „Zu lange hat eine kleine Gruppe in der Hauptstadt unseres Landes von der Regierung profitiert, und das Volk hat die Kosten getragen. Washington blühte, aber das Volk hat nichts von dem Reichtum gehabt.“ Und genau so wird es auch unter Trump weitergehen, im Zeitalter des Dauerwahlkampfs und der Ungleichheit

dsabharwal@tageblatt.lu