Will heißen: Sie haben entsprechend der (wie sich im Nachhinein herausstellte nicht unbedingt gerechtfertigten) Empfehlung der Behörden während einer gewissen Zeit verschiedene Lebensmittel gemieden. Ob aber EHEC zum Anlass für ein dauerhaftes Umdenken genommen wurde, darüber gibt die Erhebung des deutschen Magazins keinen Aufschluss.
" class="infobox_img" />Tom Wenandy
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Man braucht allerdings sicherlich keine Kristallkugel, um vorherzusagen, dass in Bälde nicht nur in Deutschland allen Diskussionen und vermeintlichen Einsichten zum Trotz hinsichtlich unserer Ess- und Konsumgewohnheiten alles wieder beim Alten sein wird. Vergessen die Darmbakterien, vergessen auch die Bilder von der Massenproduktion von Biogemüse, vergessen alle Fragen und Zweifel. Bis zum nächsten Lebensmittelskandal bzw. zur nächsten Epidemie.
Sonderlich überraschend ist dieses Verhalten deshalb nicht, weil es ganz einfach das Spiegelbild bzw. das Ergebnis unserer heutigen Gesellschaft ist. Einer Gesellschaft, die entsprechend dem von Politikern genau wie von Werbestrategen gebetsmühlenartig gepredigten Dogma funktioniert, dass Wohlstand nur durch Wachstum zu erreichen ist. Und dass es Wachstum eben nicht ohne Konsum gibt, sagt man uns.
Dies, obwohl die Realität eine ganz andere Sprache spricht und trotz permanenten Wachstums der Wohlstand nicht parallel gewachsen ist. Bzw. das gepriesene Wachstum sogar die Existenzgrundlage vieler Menschen zerstört hat (siehe Finanzkrise).
Konsequenz dieser prinzipiellen Fehleinschätzung „Konsum gleich Wachstum gleich Wohlstand“ ist, dass in der jüngeren Vergangenheit viele Produkte, also auch Lebensmittel, sich, wie es so schön heißt, „demokratisiert“ haben (besser wäre: demokratisiert wurden). In anderen Worten: Sogar Menschen mit geringem Budget können sich heute vermeintliche Luxusgüter leisten. Und um diese „Luxusgüter“ konsumgerecht, sprich möglichst billig anbieten zu können, muss so kostengünstig wie nur möglich produziert werden. Was so viel heißt wie: Massenproduktion. Wenn möglich in Billiglohnländern, in denen „unnütze“ Umwelt- und Sozialstandards einem höchstmöglichen Gewinn nicht im Wege stehen.
Intelligentes Wachstum
Dies ist gemeinhin bekannt, und zweifelsohne finden wir das alles „schrecklich“. Wenn es dann aber darum geht, nur einen kleinen Teil zu einer möglichen Verbesserung beizutragen, dann ist das „Schreckliche“ schnell wieder verdrängt bzw. wieder auf die (zugegebenermaßen nicht ganz unschuldigen) Politiker abgewälzt.
Glücklicherweise, muss man sagen, gibt es aber trotz des anfänglich geäußerten Pessimismus zusehends mehr Menschen, die anders sind. Wir meinen an dieser Stelle nicht die Gutmenschen, die mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt laufen und quasi sektenartig jede Form von Modernität oder Luxus ablehnen und bekämpfen. Oder jene Menschen, die ihr Konsumgewissen beruhigen wollen, indem sie den Produkten lediglich eine andere (moralischere) Etikette anheften. Also zum Beispiel jene Menschen, die zum Wohle ihrer Gesundheit und der Umwelt mit ihrem PS-starken Automobil zum Biomarkt fahren und dort aus Neuseeland importierte Bio-Äpfel kaufen.
Vielmehr meinen wir jene Menschen, die sich bewusst, will heißen kritisch, Fragen stellen und auch dementsprechend die Prioritäten anders setzen.
Es sind also jene Menschen, die – ohne radikal zu sein bzw. sein zu müssen – prinzipiell erkannt haben, dass Wohlstand, von einem finanziellen Minimum abgesehen, nichts mit materiellem Reichtum und somit nichts mit (blindem) Konsum zu tun hat.
Und mit ihrem Handeln „intelligentes“ Wachstum fördern. Intelligent ist Wachstum dann, wenn es dazu beiträgt, existierende gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme zu lösen.
Und nicht noch entsprechend der neoliberalen Definition von Wachstum zusätzliche Probleme schafft. Intelligentes Wachstum ist deshalb vom Begriff der Umverteilung nicht zu trennen.
Und so komisch das auch klingen mag: Diese im Gegensatz zum jetzigen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell stehende Umverteilung kann man alleine schon dadurch fördern, indem man anders, weil bewusster, sprich weniger, gleichzeitig aber regionaler und damit verbunden genussvoller konsumiert.
De Maart
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