H1N1: eine Kombination aus vier Buchstaben und Ziffern, die heute jeder kennt. Kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht über die von der WHO zur Pandemie erklärte, neue Grippe berichtet wird.
Auch in Luxemburg haben sich bereits zahlreiche Menschen mit dem Virus infiziert, eine Person starb – doch H1N1 war in diesem Fall nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, der Mann war bereits gesundheitlich schwer angeschlagen. Fälle, in denen ansonsten gesunde Menschen durch das Virus hinweggerafft werden, sind indes kaum bekannt.
Die Antwort auf die Frage, ob man sich gegen die neue Grippe impfen lassen sollte, fällt selbst Medizinern schwer: Viele raten davon ab, weil die langfristigen Nebenwirkungen noch unerforscht sind. Andere raten sie an. Auf jeden Fall aber sorgt das Virus H1N1 für volle Kassen bei den Impfstoffproduzenten.
Die „Schweinegrippe“ ist für sie demnach eine rentable Pandemie. Über eine andere weltweite „Seuche“ wird, obwohl mindestens genauso gefährlich, wenn nicht noch bedrohlicher als die neue Grippe, viel zu wenig geredet: Diabetes, im Volksmund Zuckerkrankheit genannt.
Diabetes kann nicht nur für Blindheit sorgen und zu schweren Herz-Kreislauf-Problemen führen, sondern auch tödlich enden. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Personen, die an den Folgeerscheinungen der Zuckerkrankheit starben, drastisch an: Starben 1980 in Deutschland im Durchschnitt von je 100.000 Einwohnern 24,1 Personen daran, so waren es 2006 bereits 27,1.
Gleichzeitig ging auch die Zahl der an Diabetes leidenden Menschen vor allem in den letzten zehn Jahren dramatisch nach oben. In Luxemburg, so schätzt man bei der Internationalen Diabetes-Stiftung, leiden bis zu 25.000 an der Zuckerkrankheit. Rund ein Fünftel davon weiß es noch nicht einmal. Genau das ist das Heimtückische an dieser schleichenden Krankheit: Sie wird oft erst sehr spät entdeckt.
Am Samstag war Weltdiabetestag (siehe auch Tageblatt vom Freitag, 13. November). Im Rahmen dieses von den Vereinten Nationen einberufenen Tages fanden auch in Luxemburg eine Reihe von Veranstaltungen statt, um die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.
In Luxemburg gibt es leider keine aktuellen Zahlen, was die an Zuckerkrankheit leidenden Menschen betrifft.
Die letzte offizielle Erhebung durch die damalige UCM („Union des caisses de maladie“) datiert von 2004: Damals waren 17.390 Personen erfasst worden, die an Diabetes leiden. Davon waren 52,2 Prozent Männer und 47,8 Prozent Frauen.
Das Durchschnittsalter lag bei 63,8 Jahren, nur 0,74% der bekannten Diabetiker waren unter 14 Jahre alt. Es wäre an der Zeit, mal wieder eine Statistik aufzustellen. Doch auch ohne diese ist sicher, dass die absolute Zahl der Fälle heute deutlich höher und das Durchschnittsalter tiefer liegt!
Hunderte von Milliarden
Tatsache ist ebenfalls, dass Fettleibigkeit und Diabetes Hand in Hand gehen. Einem Le Monde-Artikel vom vergangenen Mittwoch zufolge stieg der Prozentsatz der Dickleibigen in Frankreich innerhalb von zwölf Jahren von 8,5 auf 14,5 Prozent.
Auch im Großherzogtum Luxemburg hat die Zahl derer, die an Übergewicht leiden – vor allem bei Kindern und Jugendlichen –, im Laufe des letzten Jahrzehnts enorm zugenommen.
Die Pandemie Diabetes und ihre Spätfolgen kosten die Weltgemeinschaft Jahr für Jahr Hunderte von Milliarden. Doch es gibt eben keine Impfung gegen diese Volkskrankheit. Und somit auch keine Lobby, die diese Impfung propagieren und die Angst vor der Krankheit gleich in Euro oder Dollar ummünzen könnte.
De Maart
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