Wenn es gut geht mit der Erinnerungsarbeit, dann sind ihre Reste mehr. Nämlich Anschauungsmaterial für die Erkenntnis, dass jedes auf der Durchsetzung einer Ideologie zielende und jedes das Individuum missachtende System, nenne es sich Kommunismus oder Staatsreligion, zur Unfreiheit führt. Ob als eiserner Vorhang, wie in Europa geschehen, oder als eiserne Faust des Militär- und Polizeistaates, wie es in China oder im Iran derzeit geschieht. Es gibt keine guten Ziele im Schlechten.
Die Mauer ist natürlich auch ein Anlass für die Deutschen zur Selbstreflexion. Sie stellt noch heute die Frage nach Schuld und Verantwortung jener, die sie errichtet und 28 Jahre lang geschützt oder schöngeredet haben.
Sie stellt aber auch an jeden anderen, der nicht in der DDR eingesperrt war, die Frage, wie er sich selbst verhalten hätte, wenn er hinter sie gezwungen gewesen wäre und Wege hätte finden müssen, um sein einziges Leben anständig zu leben. Es gibt darauf keine einfachen Antworten, schon gar keine kollektiven.
De Maart

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