Mittwoch29. Oktober 2025

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LeserforumWer hat Angst vor der KI?

Leserforum / Wer hat Angst vor der KI?
 Foto: dpa/Peter Steffen

Erasmus von Rotterdam, Leonardo da Vinci, Johann W. Goethe verkörperten in ihrer jeweiligen Epoche den Großteil des Wissens der Menschheit. Solche „Allwissenden“ gibt es heute nicht mehr. Außer einem dreijährigen Genie namens ChatGPT. Sein IQ wird heute mit 151 Punkten gemessen. 2050 soll er weit über dem höchsten menschlichen IQ liegen. ChatGPT ist ein Genie, das alles Niedergeschriebene, Erdachte, Erfundene der Menschheit auf seiner Harddisk vereint und in Sekundenschnelle nach Befragen wiedergeben kann, ohne je ein einziges Wort verstanden zu haben.

Macht das ihn intelligent? Hier scheiden sich die Geister. Diejenigen, die ihm einen IQ von 151 zuschreiben und weitere Höhenflüge von ihm erwarten, müssen ihn logischerweise als intelligent ansehen. Wenn seine Intelligenz aus Anhäufen von Daten besteht, kann er nur so intelligent sein wie der jeweilige größte Spezialist in seinem Fach. ChatGPT ist aber scheinbar fähig, durch „Deep Learning“ neue Zusammenhänge zwischen seinen Daten herzustellen. Sind neue Zusammenhänge aus einem bestehenden Fundus etwas noch nie Dagewesenes oder nur Variationen auf ein Thema?

Genügen Daten zur entscheidenden Intuition oder braucht es Geist? ChatGPT hat keinen Körper, also auch keinen Geist, der in meinen Augen als Katalysator für bahnbrechende naturwissenschaftliche Erkenntnisse notwendig ist. Ich denke an Galileo, Newton, Heisenberg.

Hat ChatGPT trotzdem definitiv unseren Geist überflügelt, durch seine rein elektromagnetische Kompetenz, der Spezialisten einen IQ von über 200 im Jahr 2050 zuschreiben oder irren wir, indem wir das Konzept IQ unnüanciert auf Maschine und Mensch anwenden?

Wir können immer noch nicht wissenschaftlich festlegen, was menschliche Intelligenz ist. Aber abgesehen davon befinden wir uns heute schon inmitten aller möglichen uns verborgenen Anwendungen von ChatGPT, dessen Kompetenzen in einem Maß fortgeschritten sind, dass sie nicht wahrnehmbar für uns normale Sterblichen werden.

Darin liegt die große Gefahr. In dem Moment, in dem es uns nicht mehr gelingt, den Unterschied zwischen Mensch und ChatGPT zu machen, haben wir unseren Geist an seine Harddisk verloren. Das kann man als verhängnisvoll ansehen. Da dies aber allem Anschein nach die von uns freiwillig akzeptierte Zukunft sein wird, könnte man sich damit trösten, dass die Wahrheit von ChatGPT mithilfe der richtigen Algorithmen der unseren eventuell moralisch überlegen sein wird.

Nichts hindert uns daran, zu träumen.

Grober J-P.
25. Februar 2025 - 9.26

"haben wir unseren Geist an seine Harddisk verloren." Ja!