Der doch überraschend schnell verlaufene Sturz des syrischen Diktators und Massenmörders Baschar al-Assad ist ein wahrer Lichtblick in einer immer stärker von Gewalt und Hass geprägten Zeit!
Unerfreulich ist lediglich, dass ihm vorerst die Flucht gelungen ist und er nicht unmittelbar vor Gericht gestellt werden kann, aber mal abwarten, da er mittlerweile keinerlei Mehrwert für Moskau mehr darstellt, geht vielleicht auch dort das Interesse an seiner Person schnell verloren.
Der Umstand, dass es Islamisten waren, die diesen Umsturz ermöglichten, löst natürlich neue, absolut berechtigte Befürchtungen aus. Niemand ist derzeit wohl in der Lage, auch nur ansatzweise einzuschätzen, wie es denn in Syrien weitergeht.
Wird ein mehr oder weniger demokratisches System, welches die Eigenheiten der multikulturellen und multireligiösen Bevölkerung Syriens respektiert, installiert, wird ein Kalifat, also ein auf der Scharia basierendes Gesellschaftssystem, angestrebt, wie sieht es mit den Rechten von Frauen und Minderheiten aus, usw.?
Besteht die Bereitschaft von Geberländern, eine Art Marschallplan zu erstellen, um den beschleunigten Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes massiv zu unterstützen? Fragen über Fragen, auf die es derzeit keine verlässlichen Antworten gibt!
Dass vor dem oben beschriebenen Hintergrund tatsächlich Politiker*innen Europas unmittelbar nach dem Sturz Assads bereits von der Rückführung von aus Syrien nach Europa geflüchteten Menschen fabulieren, ist doch kaum zu fassen und an billigstem Populismus nicht zu übertreffen!
Offen gestanden, derartige Äußerungen hätte ich allenfalls von rechtsextremen Typen, wie etwa einem Höcke oder einer Le Pen erwartet; dass derzeit jedoch auch Politiker, die Parteien des demokratischen Spektrums angehören, bereits ähnliche Töne spucken, lässt tief blicken und Böses für die Zukunft erahnen!
Das allerwenigste, was die Geflüchteten jetzt brauchen, ist zusätzliche Verunsicherung nach all dem, was sie durchmachen mussten.
Verständlicherweise freuen sich die Menschen, dass die jahrzehntelange Assad-Schreckensherrschaft in ihrem Heimatland endlich ein Ende gefunden hat, dennoch werden auch sie sich schnell bewusst werden, dass in Syrien derzeit und bis auf Weiteres ein sicheres Leben nicht realistisch sein wird.
Die Rückführungsfantasien rechtslastiger Politiker*innen, genau wie die Aussetzung der Asylverfahren in manchen EU-Ländern, darunter auch Luxemburg, riskieren zu einer Retraumatisierung vieler geflüchteter Menschen zu führen und neue Zukunftsängste zu schüren.
Mein dringender Aufruf geht an alle Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereinigungen sowie an die Zivilgesellschaft, die Willkommenskultur auch in Zukunft zu pflegen und den Menschen Sicherheit und Geborgenheit zu bieten. Viele haben in unseren Ländern Fuß gefasst und sich gut integriert. Die Syrer*innen sollen selbst bestimmen dürfen, ob und falls ja, wann sie wieder in ihr Heimatland zurückreisen.
De Maart
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