Neulich gelesen, dass die Gemeinde Bettemburg noch wachsen wird, in Wahrscheinlichkeit noch weiter hinaus, wie so viele Gemeinden. Begrüßenswert sind nun mal all die Bürgerversammlungen, wobei sich die Frage doch stellt: Warum müssen die Gemeinden wachsen, betreffend auch hier die Gemeinde Bettemburg? Doch hierzu werden die Bürger(innen) nicht gefragt, warum wohl?
Hierzu besteht der Eindruck bzw. der Verdacht, dass es ein Schweigen seitens der Politik gibt, sei es auf nationaler Ebene wie auf kommunaler Ebene, um keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen!
Immer mehr Verkehrsaufkommen, immer weniger Lebensqualität. Der Staat ist immer in Verzug, sowohl in puncto Verkehrsaufkommen als auch, was den sozialen Wohnungsbau betrifft, wobei schon vor immerhin 30 Jahren die Maxime ausgegeben wurde, wir müssten wachsen, wobei zu jener Zeit mal so von 750.000 Einwohnern die Rede war. Und so ergab sich die Feststellung: Was morgen dementsprechend war, war übermorgen nicht mehr ausreichend.
Und was war wieder die Folge? Noch mehr Versiegelung, noch mehr Straßenausbau, noch weniger Lebensqualität usw., usw. Mal so bildlich dargestellt: In der Nacht hat Luxemburg ca. 600.000 Einwohner, an den Arbeitstagen 830.000!
Unser Wirtschaftswachstum, gleich Bevölkerungswachstum, ist doch in Wahrheit „eine Spirale ohne Ende“ mit ungewissem Ausgang. Was, wenn wir mal bei 800.000 Einwohnern angelangt sind, zuzüglich 300.000 Grenzgänger(innen)? Ist dann Schluss, oder was kommt anschließend seitens der Politik?
Argumentiert wurde immer, wegen der Sozialleistungen müssten wir wachsen. War das der Weisheit letzter Schluss? Ich glaube eher, dass diese Geisteshaltung in der Politik noch immer vorherrschend ist und niemand wagt es, hier mal so verschiedenes in Frage zu stellen, warum auch immer!
Eher hat es den Anschein, was die Zukunft betrifft, sprich Wachstum, dass die Politik keine adäquate Antwort weiß, was auch nur Ansatzweise der Gesellschaft Rechnung tragen würde.
Interessant wäre, mal hierzu eine „étude“ bei der Uni Luxemburg in Auftrag zu geben: „Quo vadis, Lëtzebuerg?“, mit den Schwerpunkten Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum und die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
Hier werden große „Unterlassenschaften“ unserer heutigen Jugend überlassen, wobei zu befürchten ist, dass die „Populisten“ sich diesen Umstand zunutze machen werden.
Beispiel gefällig? Im Augenblick steht die Rentendebatte im Vordergrund, auch bezüglich der Grenzgänger(innen). Doch was ist mit unserem Gesundheitswesen? Krankenhausaufenthalt, Arztbesuche, was jedem zusteht, der mal hier im „Ländchen“ gearbeitet hat und sich nun im wohlverdienten Ruhestand befindet, sei es eine leichte Operation bis hin zu einem schweren Eingriff.
Gar im fernen Ausland wird dieses Angebot von ehemaligen Gastarbeiter(innen), die nun in ihr Herkunftsland zurückgekehrt sind, wahrgenommen, alles legal und berechtigt, weil diese Pflege doch einen sehr hohen Standard hier in Luxemburg hat und sie in ihrer Arbeitszeit auch dementsprechend einbezahlt haben.
Und so ergibt sich wieder die Frage: Warum nur müssen wir hier Firmen anziehen bzw. genehmigen, wenn dieselben im Grenzgebiet den jeweiligen Landsleuten dieselbe Arbeit anbieten könnten und so in deren Sozialversicherungen einbezahlen würden und weitaus weniger lange Wege zur Arbeit hätten? Doch nun kommt wieder unser doch so hochgepriesenes Steuersystem zum Tragen und so schließt sich der Kreis, den man nur mit „Wachstumsfalle“ beantworten kann, in der wir Opfer einer rigorosen und aggressiven Wachstumspolitik wurden. Dazu wäre es mal eine Überlegung wert, wie es mit einer Steuerharmonisierung wäre, oder gleich ein Ministerium für die gesamte Großregion in Betracht zu ziehen – von Vorteil wäre hier, einer Gesamtplanung mehr Freiraum zu geben und als Vorbild für andere Regionen in Europa zu dienen. Dazu soll auch angemerkt sein, dass Luxemburg seit jeher immer voranging, was das gesamteuropäische Zusammenleben betraf. Hier wäre es nun mal an der Zeit, Hürden zu beseitigen und den Kompass nach vorne zu richten, bevor unsere Nachbarländer sich mehr auf ihre eigenen Interessen besinnen und unsere gesamte Politik in eine große Schieflage gerät, was unseren sozialen Zusammenhalt betrifft.
Weise Politiker(innen) sind vonnöten, um Luxemburg mit Mut und weiser Voraussicht weiter nach vorne zu bringen. Ich glaube, dass noch des Öfteren die „Crémantkorken“ in der Chamber knallen, bevor hier Einsicht einkehrt.
De Maart
Sie sprechen da mit Recht ein Thema an, Herr Moes, das auf wirtschaftliche und politische Führungskräfte meist wie eine Vogelscheuche wirkt, und ihnen Anlass gibt zu Ausflüchten aller unlogischsten Arten.
Immerhin hat der Begriff Expansion auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet in den letzten Jahrhunderten der geopolitisch westlichen Bevölkerung u. A. zu vorher unvorstellbarem Wohlstand und sozialer und medezinischer Sicherheit verholfen, und einigen « Happy Few » auch zu unvorstellbarem Reichtum und Macht.
Alternative soziale und ökonomische Modelle wurden und werden währenddessen genau so behandelt , wie Ideen zu alternativen und erneuerbaren Energiequellen während Jahrzehnten gehandhabt wurden : totschweigen lassen, in Schubladen verstauben lassen, kluge Köpfe mit Geld abfinden lassen oder notfalls ausschalten lassen, usw.
Solange die Medien sich nicht flãchendeckend und anhaltend mit Alternativen beschäftigen, und stattdessen tagtäglich Mainstreamiges nachplappern, solange werden wir wohl weiterwachsen müssen, « immer lustig und vergnügt, bis der A…. im Sarge liegt (U. Lindenberg) »