Leitartikel: Neen.

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Non, nein, no, neen. Não, nee, ochi, nej, nie, nem. Überall in Europa geht das Salariat auf die Straße, um kundzutun: Wir bezahlen eure Krise nicht. Punkt. Schluss. Ihr Damen und Herren Spitzenpolitiker, ihr habt euch, bewusst oder unbewusst, zu Wegbereitern der globalen Finanzmisswirtschaft machen lassen. Ihr ließet euch von Lobbyisten des Großkapitals die Gesetze...

Wie dem auch sei, euch ist nicht mehr zu trauen.
Ihr konntet nicht anders, als die Banken mit dickem Cash und mit Staatsgarantien zu retten. Man flüsterte euch in den dramatischen Stunden, als der Bankrott drohte: Wenn jetzt, sofort, heute Nacht, kein Geld fließt, geht alles den Bach runter. Ihr hattet null Komma null Spielraum.
Der tiefe Griff in die Staatskassen geschah quasi simultan in Europa und in Luxemburg, in den USA und überhaupt überall, wo man zweistellige Renditen für normal gehalten hatte.
Er geschah unter kolossalem Zeitdruck; die Minister waren überfordert und todmüde. Passierten deshalb die Fehler? Ist deshalb heute unklar, wer denn schließlich die Rechnung zu bezahlen hat?
Wir nicht, sagt der kleine Mann, der seinen Lohn redlich verdient. Er denkt, vielleicht erstmals wieder, im Plural: Wir. Ich und die unzähligen andern. Wir sind verarscht worden von solchen, die dank großzügiger politischer Rahmenbedingungen ihren Kasinokapitalismus betreiben konnten. Millionen und Milliarden an der Börse gewannen, indem sie die Unternehmensgewinne via Abbau von Arbeitsplätzen erhöhten. So war das doch: Wer entließ, wer Arbeitslosigkeit zu Lasten der Allgemeinheit schuf, wurde wie ein Held gefeiert! Welch harter Bursche, welch Könner! Davon bräuchte man mehr, um die Betriebe abzuspecken! Nicht wahr?
Nicht wahr.
Wir brauchen Entscheidungsfinder und -träger mit Sinn und Lust für das Allgemeinwohl, in der Politik, in der Wirtschaft.
Leider gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Wirtschaftslenker die Zeichen der Zeit verstanden haben. Sie wähnen sich in einer Art Konjunkturkrise und möchten die Gunst der Stunde nutzen: Weg mit dem Index, her mit noch flexibleren Arbeitszeiten; niedrigere Anfangsgehälter beim Staat wären fein, mit Blick auf niedrigere Löhne generell. Weit über hundert Vorschläge in seinem Interesse wusste das Luxemburger Patronat ausgerechnet in genau den Wochen zu erstellen, wo Hunderte von Millionen Euro aufzubringen waren, um Managementfehler auszubügeln. Eine Schande, diese Haltung, nach so viel Jahren Tripartite!
Darüber, dass die kapitalistische Karre vorerst mit öffentlichen Geldern aus dem Dreck gezogen wurde, müsste man sich über alle Lager hinweg einig sein. Der vom OGB-L bewirkte gewerkschaftliche Zusammenschluss für diesen 16. Mai ist jedenfalls eine klare Warnung an die politische wie an die wirtschaftliche Führung: Es geht nicht so weiter, wie es war.

Rendezvous heute

Es ist dafür zu sorgen, dass, nachdem die Steuerzahler (nicht die Regierung!!!) den kranken Geldhäusern erste Hilfe brachten, die Restsanierung nicht still und leise vom Finanzminister auf den Arbeitnehmer und den Konsumenten abgewälzt wird.
Und es ist zu verhindern, dass ausgerechnet solche Unternehmen, die unmoralisch hohe Beträge an ihre Aktionäre und ihre Vorstände überwiesen, Personal entlassen und/oder Löhne kürzen.
Die Politik muss es endlich wagen, den Reichen in die Tasche zu greifen.
Rendezvous heute in Luxemburg. Damit die da oben verstehen, dass der Ärger, schlüge er in blanke Wut um, dramatische Konsequenzen hätte.
Auch für sie.

Alvin Sold
asold@tageblatt.lu