Bettels Candystorm

Bettels Candystorm
(Jean-Claude Ernst)

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Reaktionen auf Le-Pen-Attacke

Nicht selten wundert man sich über den Hass, die blinde Wut und die säuerlich-bitteren Kommentare von Usern in sozialen Medien. Es geht jedoch auch anders. Premier Xavier Bettel hat am Dienstag im Europaparlament (EP) Bilanz der luxemburgischen „Présidence“ gezogen. Was eine reine Routine-Angelegenheit sein sollte, entwickelte sich zu einem spannenden Phänomen und Lehrbeispiel luxemburgischer Kultur. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen zog Luxemburgs „Présidence“ durch den Kakao. Bettel reagierte (siehe Tageblatt.lu) und war dem französischen Satiremagazin Le Petit Journal wegen seiner humorvollen Antwort einen ganzen Beitrag wert.

Was in sechs Monaten „Présidence“ nicht möglich war, gelang gestern: Die Luxemburger stellten sich hinter den Premier. Ist es meist üblich, dass Politiker jeglicher Couleur von Trolls für die Mehrheit ihrer Vorhaben kritisiert werden, entstand dieses Mal kein Shit-, sondern eher ein Candystorm. Die Erklärung ist simpel. Wird Luxemburg angegriffen – unabhängig davon, wer der Übeltäter auch sein mag –, greift der kollektive Nationalstolz. In diesem Fall auf eine positive Art. Denn Bettel hat mit seiner kurzen Bemerkung eine der vielen zum Himmel schreienden Unarten des Front National (FN), ohne ausfallend zu werden, thematisiert: Die großen EU-Kritiker des FN kassieren in Straßburg brav Gelder, exzellieren jedoch systematisch durch Abwesenheit im EP.