Montag10. November 2025

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Internationale Firmen

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Luxemburg hat nicht viele international tätige Unternehmen. Die Struktur der luxemburgischen Wirtschaft besteht aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Wirtschaft Luxemburgs ist eine vom Staat weitgehend beeinflusste und bestimmte.

Helmut Wyrwich

Dort, wo Unternehmen international tätig sind, sind andere Gesichtspunkte als lokale maßgeblich. Wer auf internationaler Ebene arbeitet, der braucht Spitzenpersonal. Wer auf internationaler Ebene arbeitet, der braucht ein Umfeld, das zwar industriell sein mag, das aber in Ordnung sein muss.

Luxemburg hat nicht mehr allzu viele industrielle Arbeitsplätze. Die Wirtschaftsleistung hierzulande wird fast zur Hälfte von der Dienstleistung bestimmt. Luxemburg hat nicht mehr allzu viele Spitzenkräfte in der privaten Wirtschaft. Drei Viertel der gut ausgebildeten Hochschulabgänger Luxemburgs suchen nach dem Studium ein Refugium beim Staat. Nur noch ein Viertel geht in die Privatindustrie. Das führt dazu, dass Spitzenpositionen in Luxemburger Unternehmen schon bald nicht mehr mit Luxemburgern besetzt werden können.

Wer in seinem Beruf heutzutage gut und sehr gut ist, der muss sich immer noch keine Sorgen um seinen Job machen. Da in Spitzenpositionen die Internationalität größer wird, heißt das, dass die Präferenz für Luxemburg im Zweifel geringer wird, zumal sich mit den angedeuteten Sparmaßnahmen die Attraktivität des Landes verringern wird.

International tätige Firmen sehen sich besonders in den asiatischen Ländern, in denen sie tätig sind, Pressionen ausgesetzt, dort nicht nur Aufträge zu akquirieren, sondern auch mit einem Sitz tätig zu sein. Das Akquirieren von Aufträgen wird dort teilweise abhängig davon gemacht, ob man in der Region irgendwo einen Sitz hat. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen bei RBC Dexia nach Kuala Lumpur hat nicht nur mit Kosteneinsparungen zu tun, sondern auch mit diesen Erwartungen. Man muss sich nur anschauen, wo etwa Paul Wurth in der Welt Niederlassungen und Tochtergesellschaften hat, um zu verstehen, was sich hinter den Mauern des nicht gerade schön anzusehenden Verwaltungsgebäudes im Bahnhofsviertel wirklich verbirgt.

Nimmt man das alles zusammen, dann ist der Umgang der Politik mit Unternehmen, zumal internationalen, in Luxemburg wesentlich schwieriger geworden. Unternehmen leben immer von ihren kreativen Mitarbeitern. Wer keine guten Köpfe hat, der wird auf Dauer im internationalen Geschäft und auch in Luxemburg nicht überleben. Kaum eine Volkswirtschaft ist so international aufgestellt wie die luxemburgische. Hierzulande gelten immer häufiger internationale Regeln und immer weniger luxemburgische. Luxemburg ist eben keine eigenständige Volkswirtschaft, sondern eine abhängige, in der das Wirtschaftswachstum im Ausland bestimmt wird.

Der Staat und die Unternehmen

Wenn dann in einem Unternehmen die guten Köpfe gehen, weildas Unternehmen Fehler macht, oder weil das Unternehmen durch politische Entscheidungen in ein lokales Umfeld platziert wird,das ihm nicht mehr gefällt, dann leuchten in solchen Firmen Warnlampen auf.

Natürlich kann man in solchen Situationen Aussagen, dass man das Unternehmen verlagern werde, als leere Drohung oder als Erpressung betrachten. Verlagerung muss dabei nicht Ausland bedeuten, sondern kann eine andere Stadt sein, die sich dann über die Gewerbesteuer freut. Verlagerung ist aber auch dann leichter möglich, wenn nur noch ein Viertel der Mitarbeiter überhaupt in Luxemburg arbeitet. Nur sind Ingenieure und Industrielle in der Regel keine Taktiker, die Luftballons steigen lassen. Wenn irgendwo noch Klartext geredet wird, dann in der Industrie.

Es ist unbestritten, dass der Staat den Rahmen setzt, in dem sich die Wirtschaft entwickeln soll. Es ist unbestritten, dass die Gemeinde- und Stadträte den Rahmen für ihre Stadtentwicklung setzen. Aber es ist auch genauso unbestritten, dass Unternehmen frei sind, den Rahmen zu akzeptieren oder sich einen anderen zu suchen. Die politische Rahmensetzung muss im industriellen Bereich daher gerade in kleinen Staaten und in Gemeinden konsensualer sein als in großen Staaten, die Verlagerungsentscheidungen von Unternehmen leichter verkraften.