Jedoch was ist, wenn plötzlich nach einem Schlaganfall oder einem Oberschenkelhalsbruch ständig Hilfe benötigt wird? Wo finde ich dann diese Hilfe? Wie finde ich einen guten Pflegeplatz?
Dieses Thema scheint tabu zu sein. Die wenigen Informationsversammlungen, die hierzulande zu dieser Problematik organisiert werden, sind nur sehr spärlich besucht. Die Fachleute machen nach wie vor die Erfahrung – und das fast täglich –, dass Menschen, ältere, meistens warten, bis der Ernstfall eingetreten ist. Wer zum Pflegefall werde, müsse sich dann oft innerhalb weniger Tage für ein Heim entscheiden.
Wenn er dazu überhaupt noch in der Lage ist! Bei einem Rundgang durch mehrere Alters- und Pflegeheime Luxemburgs wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass die Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Heim nicht größer sein können.
Das Angebot reicht von der „Verwahr-Anstalt“ über das „Drei-Sterne-Heim“ bis zur Hausgemeinschaft, in der Pflegebedürftige in kleinen Gruppen rund um die Uhr betreut werden.
Schauermärchen oder doch Realität?
Es gibt Heime mit wohlklingenden Namen, bei denen man aber bereits nach dem ersten Schritt hinter die Eingangstür erschreckt. So richtig blenden tut hier nur der Name … und der Verantwortliche, der alle vom Gast aufgeführten Bemerkungen herunterspielt: „Für 2.200 Euro im Monat bekommt man halt nicht alles!“
Richtig! Kein WC im Zimmer, keine Dusche, nur ein kleines Waschbecken, keinen TV-Anschluss usw. usf. Die Kosten für Wäsche, für Trinkwasser, für ein Stück Obst am Tag, für Windeln, für einen Fernsehanschluss und für sonstige „Extras“ werden noch separat aufgeführt, ja sogar das WC-Papier wird mancherorts in Rechnung gestellt.
Die Liste, worauf bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft geachtet werden soll, ist lang. Neben der Lage und der Ausstattung des Hauses sollten Freundlichkeit, Hygiene, Ernährung, Service und Betreuungsangebote geprüft werden. Und aufgepasst: Nicht überall wird die Würde des Menschen wirklich respektiert! Und nicht überall bekommt man fürs gleiche Geld die gleiche Gegenleistung!
Außerdem: Die Argumentation, einen Angehörigen in ein Pflegeheim zu geben, weil dort die Garantie einer Rundum-Versorgung gegeben sei, ist gegenstandslos. Die Möglichkeit, dass das vorhandene Personal im Pflegeheim unter Umständen genauso wenig Präsenz im Bedarfsfall ausüben kann und somit die Versorgung des Pflegebedürftigen erst zu einem späteren Zeitpunkt als erwartet erfolgen kann, ist gegeben.
Kann von optimaler Versorgung die Rede sein, wenn z.B. ein Pfleger gleichzeitig bis zu 15 Pflegebedürftige zu betreuen hat? Unter Umständen ist die Pflegefachkraft genau zu dem Zeitpunkt mit einem anderen Pflegebedürftigen beschäftigt, wenn ein anderer ebenso dringend ihrer Hilfe bedürftig wäre.
Apropos Pfleger: Hier findet man – neben einigen wenigen ausgebildeten Krankenpflegern – vor allem hilflose Pflegeschüler, gestresstes Personal und billige Aushilfskräfte, die oft nicht einmal der luxemburgischen Sprache mächtig sind.
In den meisten Häusern wird der vorgeschriebene Pflegeschlüssel in etwa eingehalten, doch oft nur auf dem Papier. Kranke Mitarbeiter werden ebenso eingerechnet wie auch solche, die bereits seit längerer Zeit – aus welchen Gründen auch immer – ihrer Arbeit fernbleiben.
Bei alledem redet man sich am besten weiterhin ein: „Alt? Nein, und abermals nein! Ich doch nicht!“
Roger Infalt
[email protected]
De Maart

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