Montag20. Oktober 2025

Demaart De Maart

Harter Boden

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Einen Sieger haben die Präsidentenwahlen in der Ukraine: die Demokratie. Zugegeben, sie zeigte sich gestern nicht als strahlende Erscheinung, doch das politische System ist nicht mehr mit der Autokratie aus der Zeit vor der Orangenen Revolution im Jahr 2004 zu vergleichen.

KNUT KROHN
[email protected] 

Einen Sieger haben die Präsidentenwahlen in der Ukraine: die Demokratie. Zugegeben, sie zeigte sich gestern nicht als strahlende Erscheinung, doch das politische System ist nicht mehr mit der Autokratie aus der Zeit vor der Orangenen Revolution im Jahr 2004 zu vergleichen. Die 18 Präsidentschaftskandidaten kämpften gleichberechtigt um die Gunst des Volkes, das am Ende die freie Entscheidung hatte, wo es sein Kreuz machen wollte. Das Land hat bis zu diesem Punkt in den vergangenen fünf Jahren einen sehr langen und beschwerlichen Weg zurückgelegt.
Allerdings ist die Ukraine auch ein Beispiel dafür, dass Demokratie ein bisweilen mühsamer Lernprozess ist. Das gilt in erster Linie für das politische Führungspersonal, das mit seinen egozentrischen und kindisch anmutenden Auseinandersetzungen das Land tief ins Chaos geführt hat. Vor allem die Erwartungen an Präsident Viktor Juschtschenko waren offensichtlich viel zu hoch. Der Hoffnungsträger von einst ist der große Verlierer von heute. Nicht eines seiner vollmundigen Versprechen konnte er einlösen. Die Ukraine ist kein Land des wachsenden Wohlstandes, nicht in die Europäische Union aufgenommen worden und nicht einmal Mitglied der NATO.
Aber auch der Westen, allen voran die Europäischen Union, hat in dieser Zeit mehrfach versäumt, korrigierend einzugreifen. Zu lange sind die Helden der Orangenen Revolution hofiert worden, zu häufig hat man ihnen politische und wirtschaftliche Fehlentscheidungen großzügig nachgesehen, zu kritiklos flossen die staatlichen Hilfen nach Kiew. So mussten erst mehrere russisch-ukrainische „Gas-Krisen“ überstanden werden, bevor Brüssel mit Nachdruck auf die Erfüllung der seit langem versprochenen Reformen und damit auch auf das Aufbrechen der alten Machtstrukturen pochte. Nach fünf Jahren ist die Romantik der Orangenen Revolution verflogen und alle Seiten sind auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen. Das ist keine schlechte Ausgangsbasis, um mit realistischen Zielen in die Zukunft zu starten.