Donnerstag13. November 2025

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Gefährliches Spiel

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Man könnte fast denken, es gebe nicht bereits genug Probleme und Herausforderungen in der Welt. Doch Israel fällt anscheinend nichts Besseres ein, als über einen sogenannten „präventiven“ Militärangriff auf den Iran nachzudenken.

Europa ringt derzeit um einen Ausweg aus der Schuldenkrise und versucht, dem Misstrauen der Märkte und den unlauteren Spekulationen gegen Euro-Staaten entgegenzuwirken, die USA müssen gegen die Arbeitslosigkeit und den wachsenden sozialen Unmut kämpfen, die gewaltsame Repression in Syrien findet kein Ende und Tunesien, Ägypten und Libyen befinden sich nach den Aufständen gegen die ehemaligen Machthaber auf dem mühsamen Weg des Wiederaufbaus.

Logo" class="infobox_img" />Michelle Cloos [email protected]

Doch nun schafft Israel schon das nächste große Problem. Natürlich stellt sich die Frage, wie ernst das kämpferische Kriegsgehabe aus Tel Aviv wirklich gemeint ist. Kommentatoren und Analysten glauben, die Regierung von Netanjahu versuche mit ihren Drohungen, den Druck auf die internationale Gemeinschaft zu erhöhen, um noch schärfere Sanktionen gegen Teheran durchzupeitschen. Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass Israel einen sinnlosen Krieg entfacht und dadurch die Stabilität der ganzen Region bedroht. Auch wenn die Drohkulisse gegen den Iran nur eine Strategie sein sollte, um den Westen zu beeinflussen, ist sie dennoch unverantwortlich und gefährlich. Außerdem erscheint sie waghalsig.

Die letzten Offensiven der Tzahal, der israelischen Armee, waren nur brutal und rücksichtslos, sie brachten aber für Israel nicht die gewünschten Resultate. Im Jahr 2006 führte Israel einen mörderischen Krieg gegen die islamistische Hisbollah im Libanon. Fazit: Die Offensive tötete etliche libanesische Zivilisten (darunter Frauen und Kinder) und Israel hat sein Ziel schlichtweg verfehlt.

Heute ist die Hisbollah stärker als je zuvor und ihre Alliierten sitzen in der Regierung. Auch die Hamas war nach dem Gazakrieg (Dezember 2008 bis Januar 2009) keineswegs geschwächt. Ein erfolgreiches militärisches Vorgehen gehen den Iran scheint geradezu unmöglich. Doch Israel ist das egal und gedroht wird allemal. So kann man wenigstens eine Weile von den sozialen Problemen im eigenen Land und vom illegalen Landraub und Siedlungsbau in den Palästinensergebieten ablenken.

Der Streit über das iranische Atomprogramm, seine zivilen und/oder militärischen Absichten sowie die Schnelligkeit seines Fortschreitens dauert schon seit Jahren an. Erstaunlich und interessant ist bei diesen Diskussionen aber vor allem das, worüber niemand offen reden will. Und zwar die bereits existierende Atommacht im Nahen Osten.

Atommacht Israel

Das israelische Atomprogramm begann bereits in den 1950er-Jahren. Es gilt allgemein als sicher, dass Israel spätestens seit 1967 über Atombomben verfügt. Über Menge und Qualität des Kernwaffenarsenals hat die israelische Regierung aber nie ausdrücklich Auskunft gegeben. Dem Iran redet der Westen regelmäßig und systematisch ins Gewissen, in puncto Israel wird seit Jahren geschwiegen.

Dennoch schwindet die internationale Unterstützung für Israel. Wie isoliert Netanjahu und Co. mittlerweile wirklich sind, zeigt ein Kommentar des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte.

„Netanjahu, ich kann ihn nicht leiden. Er ist ein Lügner“, meinte Sarkozy in einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama auf dem G20-Gipfel in Cannes. Israels Alliierte verlieren allmählich die Geduld. Und zwar zu Recht.