Nun, die Gefahr ist wohl eher gering, denn bereits für Afghanistan weiß der Westen schon nicht mehr, wo er die notwendigen Truppen hernehmen soll. Vor allem aber macht die Affäre um das gescheiterte Bombenattentat gegen einen US-Airliner deutlich, dass Kriege wie der in Afghanistan eines nicht bewirken können: nämlich den Sumpf des islamistischen Terrorismus trockenzulegen.
Die Orte, an denen man einem jungen Fanatiker eine Ausbildung als Massenmörder angedeihen lassen kann, sind offensichtlich quasi unbegrenzt. Und wenn NATO-Truppen schwerpunktmäßig in einem Land, wie gegenwärtig in Afghanistan, für „Ordnung“ sorgen, dann weichen die Terrordrahtzieher halt eben an einen anderen Ort aus. Terrorismus lässt sich offensichtlich mit konventionellen Armeen nur schwer bekämpfen.
Die Arbeit von Geheimdienstlern ist auf diesem Gebiet viel wichtiger, da sie es erlaubt, Verbrechen bereits in der Planungsphase zu vereiteln. Theoretisch zumindest. In der Praxis ist das auch nicht so evident. Denn die jüngste Pleite mit dem gescheiterten Attentat hat gezeigt, dass auch in Sachen Aufklärung und Überwachung Qualität wichtiger ist als Quantität.
Nur die Guantanamo-Methode bringt’s
Es fragt sich, wie lange die Bürger der sogenannten freien Welt es noch hinnehmen sollen, dass nach jedem Attentat oder Attentatsversuch Regierungen und Behörden mit blindem Aktionismus reagieren, mit Initiativen, die eher wenig dazu beitragen, die Sicherheit der Menschen zu erhöhen, die aber dafür mit absoluter Regelmäßigkeit zu mehr Schikanen und weniger Freiheit für die Bürger führen. Als Flugpassagier muss man immer mehr Demütigungen über sich ergehen lassen, ohne dass uns jemand nachweisen kann, dass diese Maßnahmen tatsächlich ihren Zweck erfüllen.
Ließe man gewissen Sicherheitsfanatikern freie Hand, würde man in nicht allzu ferner Zukunft Flug-„Gäste“ der Guantanamo-Methode unterwerfen, der einzigen, die absolute Sicherheit zu garantieren in der Lage ist: Die Passagiere würden dann, wie auf den Flügen, mit denen die US-Behörden ihre Gefangenen in das berüchtigte Lager auf Kuba brachten, gefesselt, man würde ihnen einen Sack über den Kopf stülpen und sie mit Dope ruhigstellen.
Teil des Problems ist natürlich der Umstand, dass immer mehr Leute das Flugzeug genauso zwanglos benutzen wie Zug oder Bus.
Die Luftfahrtindustrie prophezeit langfristig unablässig ansteigende Passagierzahlen, aber niemand hat eine genaue Vorstellung davon, wie sich diese Menschenmassen vom sicherheitstechnischen Standpunkt her bewältigen lassen, ohne dass Fliegen zur Qual wird.
Nacktscanner, das totale Verbot von Handgepäck, das Verbot, während der letzten Stunde eines Langstreckenfluges seinen Sitz zu verlassen: Die Ideen der Sicherheitsfuzzis sind unbegrenzt. Aber die „Paxe“ dürfen sich fühlen wie beim Viehtransport.
Francis Wagner
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