Am Montag letzter Woche erhielt Guy Rewenig den Servais-Preis. In einem offenen Brief im Land hatte er kurz davor die Kulturministerin als „capitaine débordé qui abandonne son vaisseau“ bezeichnet und sie gebeten, nicht zur Verleihung zu kommen. Doch Frau Modert kam und hielt eine für sie typische Rede. Rewenig attackierte daraufhin die Ministerin und verwies auf die historische Gegnerschaft des Luxemburger Wort („Luussert“ und Konsorten) und der CSV in Bezug auf die progressive und transparente Kulturpolitik unter dem damaligen Kulturminister Robert Krieps. Bereits in seinem offenen Brief hatte er auf das Wirken seines Schriftstellerkollegen Roger Manderscheid im Kulturministerium unter Krieps hingewiesen. RTL berichtete anderntags von einem „Eklat“ beim Servais-Preis. Im forum dieses Monats überschreibt Jay Schiltz, Chefredakteur von 100,7, seinen Beitrag: „Es modert im Gebälk“ und auf Facebook wurde mittlerweile eine Gruppe unter dem Motto „Vive de Guy a fort mam Octavie!“ gegründet.
Mangelnde Transparenz
Die Angriffe betreffen vor allem die vermeintliche persönliche Inkompetenz der Ministerin und die mangelnde Transparenz bei der Förderpolitik ihres Ministeriums. Unklar ist, welche Gremien oder Personen diese Entscheidungen treffen: die Ministerin persönlich?
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war, dass das Ministerium anscheinend nur Schriftsteller, deren Verlag im Verlegerverband Mitglied ist, auf internationale Buchmessen einlädt. Vor drei Tagen veröffentlichte der ultimomondo-Verlag eine Pressemitteilung (S.17), in der bemängelt wird, immer noch keine Antwort auf die Frage nach einer staatlich unterstützten Teilnahme an ausländischen Buchmessen erhalten zu haben. Ultimomondo reklamiert nun mit vordergründigem Stolz den Titel „Editeur discriminé par l’Etat luxembourgeois“ für sich.
Parallel dazu gab es in der Kulturszene seit Monaten Spekulationen um die Nachfolge von Guy Dockendorf. Wer könnte eine gerechte, zukunftsorientierte Kulturpolitik betreiben und unserer wohl überforderten Ministerin unter die Arme greifen?
Oft erinnerte man mit viel Nostalgie an die Aufbruchszeit unter Robert Krieps. Für viele steht sein Name für ein „goldenes Zeitalter“ der Kulturpolitik. Der neue Mann im Kulturministerium heißt nun wieder Krieps: Bob Krieps, Sohn des ehemaligen Kulturministers. Modert unterstreicht seine Kenntnis über den Kultursektor, sein Können im Bereich Kulturmanagement und auch seinen Willen, die Kultur voranzutreiben. Dies mag alles stimmen, aber die Frage drängt sich trotzdem auf, ob der Name „Krieps“ nicht auch eine Rolle bei dieser Ernennung spielte?
Will die Ministerin wirklich ein Zeichen setzen und die (nach Rewenig) mittlerweile tiefschwarze CSV-Struktur des Ministeriums aufbrechen oder ist diese Nominierung nur als kluger Schachzug zu werten?
Hier stellt sich dann natürlich auch die Frage, ob es heute überhaupt noch eine linke beziehungsweise eine rechte Kulturpolitik gibt? Auch die LSAP bleibt diese Antwort schuldig, sie hat es versäumt, das Erbe von Robert Krieps mit einem eigenen erneuerten kulturpolitischen Konzept anzutreten.
Dockendorf unterstreicht seinerseits in einem forum-Interview in Bezug auf die erforderten Fähigkeiten seines Nachfolgers: „Ein Gespür, ein Wissen, auch Lernfähigkeit, was Kulturmanagement angeht, und vor allem eine Haltung sowie die Bereitschaft, sich selbst in Frage zu stellen.“ Bob Krieps hat dies als Direktor der Sacem bereits gezeigt. Wünschen sollte man die letztgenannte Fähigkeit wohl vor allem der Kulturministerin.
Janina Strötgen
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De Maart
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