11. Dezember 2025 - 7.13 Uhr
LeserforumEin Boykott, der mehr schadet als nützt
Der angekündigte Boykott des Eurovision Song Contest (ESC) 2026 durch Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien ist ein fatales Signal. Die Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Israel teilnehmen zu lassen, ist hingegen nachvollziehbar und konsequent. Die empörte Reaktion einiger Länder offenbart hingegen politische Kurzsichtigkeit und ein grundlegendes Missverständnis darüber, wofür der ESC steht. Natürlich ist das größte Musikspektakel der Welt nicht unpolitisch – das war es nie. Sobald Nationen gegeneinander antreten, ist Politik unausweichlich. Das war 1970 so, als gleich mehrere Länder wegen Unzufriedenheit mit dem Wertungssystem ausstiegen, und es ist heute nicht anders. Und doch hat der Wettbewerb über Jahrzehnte bewiesen, dass er Kontroversen aushalten kann. Gerade deshalb ist der Boykott enttäuschend: Er stellt nicht nur politische Symbolik über künstlerischen Austausch, sondern trifft vor allem jene Künstlerinnen und Künstler, die für die Entscheidungen ihrer Regierungen kaum Verantwortung tragen.
Wer Israel heute ausschließen will, das seit 1973 teilnimmt, müsste konsequenterweise morgen auch Teilnehmer:innen aus anderen Staaten mit konfliktbelasteter Außenpolitik fernhalten. Diese Logik ist absurd und offenbart eine bedenkliche Doppelmoral. Auch der Vergleich zwischen dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg einerseits sowie dem Angriff Russlands auf die Ukraine andererseits ist sachlich falsch und moralisch fragwürdig. Die Hamas steht für eine totalitäre Ideologie und verkörpert das Gegenteil jener Werte, die in der ESC-Community hochgehalten werden: Vielfalt, Freiheit und Offenheit. Ein Ausschluss Israels würde diese Werte nicht schützen, sondern vielmehr diejenigen stärken, die spalten und Ressentiments schüren. Peinlich wird es, wenn moralische Begründungen offenkundig vorgeschoben werden. Wenn sich Sender wie in Slowenien oder Irland aus finanziellen Gründen zurückziehen, sollen sie dazu stehen, statt Empörung vorzutäuschen, die vor allem eines ist: unglaubwürdig.
Der ESC ist eine der letzten großen europäischen Bühnen, auf denen kultureller Austausch gelingt und Minderheiten sichtbar werden. Von Conchita Wurst bis Nemo – dieser Wettbewerb hat Debatten angestoßen, die weit über die Popkultur hinausreichen. Wer ihn schwächt, schwächt ein Forum, das wir in Zeiten zunehmender Polarisierung dringender denn je brauchen. Ein Boykott löst keine Konflikte, baut keine Brücken und signalisiert letztlich nur, dass der Dialog zweitrangig ist. Das hilft weder Israelis noch Palästinensern – und erst recht nicht Europa. Der ESC 2026 wird auch ohne die vier Länder stattfinden. Doch jeder Boykott beschädigt ein Stück dessen, was diesen Wettbewerb ausmacht. Wer im Namen der Menschlichkeit handelt, sollte nicht jene Bühne zerstören, auf der Verständigung überhaupt noch möglich ist.
De Maart
ESC 2026 einfach abblasen, reine Wonne für's Gehör und das Portmonni. Alle rüberschicken zum RSC.
Russland wegen seiner Kriegsverbrechen wurde auch ausgeschlossen; also Israel wegen der begangenen Kriegsverbrechen in Gaza und Westjordanland...