Fracking-Konsequenz

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(Tageblatt)

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Bibi will’s nicht begreifen

Israels Premier Benjamin Netanjahu spielt ein gefährliches Spiel, indem er bei seinen Einmischungen in die amerikanische Innenpolitik einseitig Partei für die Republikaner ergreift.

Denn wenn der Meschuggene mit dem Wischmopp-Skalp tatsächlich zum Kandidaten der Grand Old Party gekürt werden sollte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Herr (in diesem Fall vermutlich die Herrin) im Weißen Haus auch für die nächsten vier Jahre ein Demokrat sein wird. Und die nehmen sich gegenüber Israel neuerdings Schelte heraus, die sie sich noch vor ein paar Jahren niemals getraut hätten.

Das hat einmal damit zu tun, dass sich neben der konservativen Israel-Lobby Aipac nach und nach auch eine liberale Alternative, nämlich J Street, etabliert, die zwar selbstverständlich auch für die Sicherheit des Judenstaates eintritt, andererseits aber durchaus kritisch gegenüber der Politik der Regierung Netanjahu eingestellt ist.

Präsident Obamas Vize Joe Biden hat am Montag anlässlich des jährlichen Galadiners von J Street klare Worte gefunden: Er beklagte den „überwältigenden Frust“, den Bibis Politik bei der US-Regierung hervorrufe. Biden warf sowohl Palästinensern wie Israelis vor, den politischen Willen zu ernsthaften Verhandlungen vermissen zu lassen, stellte aber unmissverständlich fest, dass die Aktionen der israelischen Regierung in den vergangenen Jahren, „der fortwährende Ausbau von Siedlungen und deren Außenposten sowie die Beschlagnahmung von Land Israel in die falsche Richtung bewegen“.

Es liegt nun leider nicht in Netanjahus Charakter, sich derartige Kritik – selbst wenn sie vom engsten Verbündeten stammen sollte – zu Herzen zu nehmen. Und doch ist unübersehbar, dass sich die Israelis nicht mehr wie bisher blind darauf verlassen können, dass Washington ihnen im Endeffekt selbst nach schlimmsten Exzessen gegenüber den Palästinensern, selbst nach verhaltenem Tadel, am Ende so oder so seinen Sanktus erteilen wird.

Die Regierung Obama hat ihrem israelischen Gegenstück jedenfalls nicht verziehen, dass dieser alle Register zog, um das Atomabkommen mit dem Iran zu torpedieren. Besonders fuchste Obamas Leute dabei, dass sich Bibi ungeniert in die amerikanische Parteipolitik einmischte, etwas, das nicht unbedingt den diplomatischen Usancen entspricht.

Und selbst wenn keinerlei Risiko besteht, dass die USA Israel eines Tages im Stich lassen würden, so wird doch langsam immer deutlicher, dass das kleine Land an der östlichen Mittelmeerküste für die Amerikaner längst nicht mehr dasselbe geostrategische Gewicht besitzt wie in der Ära vor dem Fracking-Boom, der die USA in Bezug auf die Versorgung mit Kohlenwasserstoffen quasi autark hat werden lassen.

Bloß dass Bibi dies nicht zu begreifen scheint.