Vieles von dem, was in diesen Berichten steht, wurde von der kritischen Presse bereits seit Jahren angeprangert, aber von Washington und seinen Erfüllungsgehilfen immer wieder empört dementiert.
Doch nun ist es sozusagen amtlich: Der von Bush, Cheney, Rumsfeld et al. vom Zaun gebrochene Konflikt war von A bis Z ein Desaster. Vor allem für die Iraker. Aber auch für jene GIs, die im Irak ihr Leben verloren oder sich zu Krüppeln sprengen lassen mussten, um z.B. ihre Hochschulausbildung finanzieren zu können.
Nur Zyniker können heute noch einwenden: „Aber sie haben doch Saddam verjagt!“ Das klingt doch ähnlich unsäglich wie der sattsam bekannte Spruch „aber der Führer hat doch die Autobahnen gebaut, und jeder hatte Arbeit“. Angesichts des unermesslichen Elends, das die Amerikaner und ihre Bundesgenossen, allen voran Pudel Blair, im Irak angerichtet haben, verblasst die Tatsache, dass der Diktator tatsächlich um Amt und Würden gebracht wurde, quasi zum Kinkerlitzchen.
Sicher, Saddam Hussein war ein blutrünstiger Gewaltherrscher, doch besteht ebenso wenig Zweifel daran, dass die Jahre, die auf seine Entmachtung folgten, für eine Mehrheit der Iraker, die zuvor in einem stabilen und unter etlichen Aspekten zivilisierten Staatsgebilde lebten, einem Abstieg in die Hölle gleichkamen.
Bush hat dem Irak Al-Kaida beschert
Und: Während der Krieg mit dem erstunkenen und erlogenen Vorwand gerechtfertigt wurde, Saddam sei ein Alliierter Al-Kaidas gewesen, hat au contraire überhaupt erst die Intervention der Bush-Kreuzzügler dazu geführt, dass die Bin-Laden-Sekte im Irak Fuß fassen konnte. Saddams Folterkeller waren Stätten des Grauens, doch das, was die Schlachterburschen von Al-Kaida, aber auch ihre Todfeinde von der schiitischen Fakultät sich so alles an Perversitäten einfallen ließen, hätte selbst abgebrühten SS-Sadisten heiligen Respekt abgenötigt.
Es ist ein bisschen schäbig, wenn Hillary Clinton sich nun in erster Linie über die allfälligen Probleme entrüstet zeigt, welche die Veröffentlichung der Schanddokumente den nach wie vor im Irak stationierten US-Truppen bescheren könnte.
Der elementare Anstand würde verlangen, dass sich die US-Regierung (die derzeitige ist immerhin Rechtsnachfolgerin der Bush-Bande) spätestens jetzt kniefällig beim irakischen Volk für das angerichtete Leid entschuldigte und versuchte, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um wenigstens einen kleinen Teil des angerichteten Schadens zu reparieren, wohlwissend, dass keine Dollarmilliarden jemals die Erschlagenen wieder wird zum Leben erwecken können.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Washington seine Schuld gegenüber dem Irak begleicht, ist indes denkbar gering: Derselbe Raubtierkapitalismus, der den Überfall auf das Zweistromland in Szene setzte, um sich seiner Ölvorräte zu bemächtigen, hat die US-Staatskassen trockengelegt, da anstelle der raffzähnigen Täter hauptsächlich die Allgemeinheit für die Betrügereien und die Gier der Wall Street geradestehen muss.
Francis Wagner
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