Der Mist-Sommer

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„Der Sommer ist die wärmste der vier Jahreszeiten. (…) Der Sommer gilt als die Jahreszeit der gesteigerten Lebensfreude. Dieses wird besonders auf durch die höheren Temperaturen veranlasste Aufenthalte im Freien zurückgeführt und durch die Sonnenstrahlen freigesetzte Hormone“: So definiert das Online-Lexikon Wikipedia den Sommer. Und selbst Wilhelm Busch (1832-1908) frohlockte einst bei gutem Wetter: „In Sommerbäder, reist jetzt ein jeder, und lebt famos. – Der arme Dokter, zu Hause hockt er, patientenlos.“

Die Ärzte werden sich in diesem Sommer über fehlende Arbeit nicht beklagen. Selbst wenn es nun zu einer leichten Wetterbesserung kommen soll, so bleiben unter dem Strich ein Juli und August, die der Definition von Sommer spotten. Im Gegensatz zu Januar bis Juni sind die beiden Sommermonate erheblich kühler und nasser als im Vorjahr. Und da war das Wetter auch nicht besonders gut.

Das Wetter spielt verrückt, wobei ein nasskalter Sommer zu den harmlosen Erscheinungen gehört. Vielmehr sind es die Wetterextreme, die in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben. Blühende Bäume im Winter durch Temperaturen bis zu 15 Grad Celsius das eine Jahr, Schneemassen und Minusgrade zwölf Monate später. Trockenheit und Hitze wechseln sich mit Stürmen und Überflutungen ab.

Klimawandel

Ist all das Ausdruck des Klimawandels? Diese Frage ist mit Momentaufnahmen wie dem Mist-Sommer 2011 nicht zu beantworten. Fakt aber ist, dass die Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa in den letzten 100 Jahren um fast ein Grad gestiegen ist. Das letzte Jahrzehnt war zudem bei weitem das wärmste je gemessene. Die Folgen sind u.a. mildere Winter, was sich wiederum auf Flora und Fauna auswirkt. Dass z.B. Zecken in unseren Breitengraden zur regelrechten Plage geworden sind, ist den wärmeren Temperaturen im Winter geschuldet.

Inzwischen bestreitet kaum noch ein Wissenschaftler, dass der Klimawandel kein natürliches Phänomen ist, sondern in erster Linie durch die Menschen und ihre Treibhausgase verursacht wird. Was im Grunde genommen eine gute Nachricht ist, denn so ist der Trend zumindest beeinflussbar, so dass die Erderwärmung und der daraus resultierende Anstieg des Meeresspiegels mit ernsthaften Klimaschutz-Maßnahmen zumindest etwas gebremst werden könnten.

Mit dem frustrierenden Sommer 2011 hat das freilich nichts zu tun. Mit dem müssen wir einstweilen leben. Als kleiner Trost für alle, deren Sommerurlaub im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, gibt es an dieser Stelle zehn Gründe, dieses Wetter doch nicht so schlecht zu finden.

Denn in diesem Sommer …
* … gibt es kaum Lärmbelästigung durch Café-Terrassen und/oder Quads
* … herrschen ideale Temperaturen für Outdoor-Sport
* … kann man nachts wegen der kühlen Temperaturen prima schlafen
* … gibt es kaum Smog und wenig Allergien
* … braucht man wegen des vielen Regens kaum sein Auto zu waschen
* … ist es nie zu heiß für Sex
* … gibt es immer ein Gesprächsthema beim Bäcker und im Büro
* … spart man viel Geld, da die Klimaanlage aus bleiben kann
* … hat man immer eine gute Ausrede, sich um die Gartenarbeit zu drücken
* … gibt es jede Menge Zeit zum Lesen.

P.S.: Am kommenden Freitag beginnt die „Schueberfouer“, was hierzulande gemeinhin mit dem Herbstanfang assoziiert wird. Da es viel schlimmer nicht mehr geht, kann dem dreiwöchigen Spektakel auf dem Glacis durchaus gelassen entgegengesehen werden.