Der Markt,nicht die Idee

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„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, weiß man spätestens seit Michail Gorbatschows Besuch in der DDR Ende 1989. Was für die Politik gilt, gilt in einem noch schnelleren Maße für die IT-Branche.

Dies musste am Wochenende auch Steve Ballmer, CEO von Microsoft, anerkennen. Dabei war der Nachfolger von Bill Gates an die Spitze eines Konzerns gerückt, der so viel Geld machte wie kein anderer vor ihm und von dem man sich kaum vorstellen konnte – auch wegen seiner Geschäftspraktiken –, wie er je vom Konzern-Olymp gestoßen werden könnte.

sbremer@tageblatt.lu

Die Frage, die man sich jedoch stellt, ist: Warum hat Ballmer eigentlich 15 Jahre an der Spitze des Konzerns überleben können?

Gründe hierfür gibt es eigentlich genug. An der Schwelle des neuen Jahrtausends, als Bill Gates das Steuerrad an Steve Ballmer übergab, hielt der Konzern eine außergewöhnlich machtvolle Position. Die Börsennotierung von Microsoft erlebte damals einen bis dato nie mehr wieder erreichten Höchststand von um die 60 Dollar pro Aktie.

Dieser Wert spiegelte die Dominanz des Software-Herstellers auf dem PC-Markt wider. Zwar gab es selbstverständlich bereits das Internet, doch hatte das weltweite Netz seinen Siegeszug noch nicht so richtig vollzogen. Von Web 2.0 und weltumspannenden sozialen Netzwerken konnte noch nicht wirklich die Rede sein.

Der Konzern hatte sogar das Platzen der Dotcom-Blase – zur gleichen Zeit – ziemlich gut überstanden. Verständlicherweise, denn die Firma aus Redmond war weder eine zum Himmel hochgelobte Start-up-Firma, noch hatte man sie so richtig in die Internet-Ökonomie der ersten Generation gestürzt. Warum sollte Microsoft auch? Schließlich hatte man sich mit sehr robusten Methoden eine dominierende Position auf dem weltweiten Software-Markt gesichert.

Apple, der „ewige“ Konkurrent aus dem kalifornischen Cupertino, der quasi zur selben Zeit wie Microsoft in den späten Siebzigern das Licht der Welt erblickt hatte, spielte bei Ballmers Machtübernahme nur noch eine Nebenrolle. Zwar waren sich viele einig, dass die Apple-Software bei weitem der von Microsoft überlegen war, doch anders als Microsoft befand man sich in einer Nische.

Der Grund hierfür ist heute einleuchtend: Apple-Software lief nur auf Apple-Geräten, Microsoft lief überall sonst. Oder anders ausgedrückt: Während Apple den Absatz für seine Produkte selber von Anfang an eingrenzte, da man sich einen eigenen, exklusiven Markt aufbauen wollte, versuchte Microsoft, einen weitaus offeneren Markt zu dominieren. Letztere Strategie ging auf und machte aus Microsoft den weltumspannenden, ja quasi furchteinflößendsten Konzern der Welt.

Heute top, morgen flop

Jedenfalls bis der Markt sich änderte. Und das mehrere Male innerhalb einiger Jahre. Zum einen setzte Microsoft zu spät auf das Internet, das erst nach dem Platzen der Dotcom-Blase einen wirklich ernsthaften Boom erlebte. Zum anderen konnte Apple mit seiner Hardware einen neuen Markt erschaffen, bei dem die Software nur zweitrangig war.

Und genau in der Schnelllebigkeit dieser Märkte liegt wohl das Erstaunliche in der Entwicklung der Informatikbranche im Vergleich zu anderen Sparten. Nur sie erklärt, warum ein monströser Weltkonzern innerhalb einiger Jahre entstehen kann, um dann genauso schnell wieder auf Menschenmaß zu schrumpfen.

Bis sich ein Markt für die nächste Idee findet, egal, ob sie wirklich gut ist, oder nicht …