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Die Welt sollte besser werden: Weniger Hunger, Zugang für alle zu Trinkwasser, weniger Kinder- und Müttersterblichkeit, bessere Schulbildung, dies waren und sind die wichtigsten Ziele, die der Millenniumgipfel der Vereinten Nationen im September 2000 – optimistisch oder naiv, je nach Sichtweise – definierte.

Spätestens bei der aktuellen Zwischenbilanz, die dieser Tage in New York gezogen wird, wird klar, dass die hochgesteckten humanistischen Gipfelziele nicht erreicht werden können und dies schon gar nicht bis 2015, dem ursprünglich vorgegebenen Termin der UNO.
Es genügt halt nicht, Absichtserklärungen zu formulieren.

Auch ohne Finanz- und Wirtschaftskrise, die in vielen industrialisierten Ländern zu Einsparungen in den Kooperationsbudgets (früher als Entwicklungshilfe bezeichnet) führte, hätte nur eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung dazu führen können, wenigstens einige der hehren Ziele zu erreichen. Eine ausgeglichenere Wirtschaftsordnung, statt der bislang allgemein geltenden Wachstumshysterie, forderte die Präsidentin des „Mouvement écologique“, Blanche Weber, während der Eröffnung der Messe für ökologisch nachhaltige Produkte, der „Oeko-Foire“ also, am vergangenen Freitag.

In ihrem Beitrag las sie nicht nur der Regierung in klaren und harten Worten die Leviten; sie verwies in aller Deutlichkeit auf den Zusammenhang zwischen jährlichen Wachstumsquoten des Bruttosozialproduktes in Luxemburg und anderen Ländern des Nordens und den Sterberaten in den Ländern des Südens.

Der neue Kolonialismus

Die Umweltaktivistin nutzte zur Erläuterung dieses Phänomens das für sie naheliegende Beispiel der Klimaveränderung, die hauptsächlich von den Industrienationen durch ihren ungebremsten und ungenierten Energieverbrauch und die entsprechenden Emissionen an Treibhausgasen verursacht wird, allerdings von den Ländern des Südens via Überschwemmungen, Hitze- und Dürreperioden ertragen werden muss.

Regelrecht empört war sie über die Tatsache, dass die Luxemburger Regierung ihre Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien kurz vor der Sommerpause und ohne erkennbare Debatte um 20 Prozent nach unten revidiert hat.

Es gibt Parallelen zu den Millenniumszielen: Auch diese können nicht ohne effiziente Eingriffe in die Wirtschaft realisiert werden. Die Nachhaltigkeit der Luxemburger Umweltpolitik lässt sich nicht dadurch erreichen, dass wir den Esten (und anderen Staaten) Emissionsrechte über die Finanzierung von Wohnungsrenovierungen abkaufen.
Wirtschaftswachstum, auch in der Luxemburger Politik ein mehr oder weniger einvernehmliches Modell, geht eben immer noch nicht mit ökologischer Nachhaltigkeit zusammen.

Das angestrebte Wachstum von vier Prozent jährlich, das von allen sogenannten Experten als Voraussetzung genannt wird, um den aktuellen Lebensstandard halten zu können, ist dabei eine Schimäre, die ohnehin auf Dauer nicht zu halten ist.

Sollte die Wirtschaft tatsächlich mit diesem Tempo weiterwachsen, so rechnete Weber ebenfalls vor, bedeute dies eine Verdoppelung des BIP innerhalb der nächsten 20 Jahre mit allen entsprechenden Kollateralschäden, wie der Verbauung der Hälfte der Landesfläche, kaum noch zu bewältigenden Verkehrsströmen und wohl weiter steigendem Energieverbrauch.
Diese Zusammenhänge scheinen eigentlich offensichtlich. Erkannt werden sie aber kaum.

Robert Schneider
[email protected]