Das liebe Geld

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„Der sicherste Weg, arm zu bleiben, ist, ein ehrlicher Mann zu bleiben.“ Was Napoleon Bonaparte vor 200 Jahren wusste, hat auch heute noch seine Gültigkeit.

So scheint es zumindest, führt man sich die Negativ-Schlagzeilen des Sports in der vergangenen Woche vor Augen.

Philip Michel
pmichel@tageblatt.lu

Beispiel Fußball: Der Machtmensch Joseph Blatter hat sein Ziel erreicht. Er darf dem Welt-Fußballverband vier weitere Jahre vorstehen. Bis es so weit war, musste erst einmal jede Menge schmutziger Wäsche gewaschen werden. Die Entrüstung über einen Wahlkampf, der zu einer regelrechten Farce wurde, war groß. So groß sogar, dass es schon fast sonderbar wurde. Denn überraschend sind Korruptionsvorwürfe rund um die Machtzentrale des Millionengeschäfts Fußball nun wirklich nicht mehr. Und dass bei Präsidentenwahlen oder aber Vergaben von Großereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen Stimmen gekauft werden, hat eine lange Tradition.

Warum das so ist, das erklärt der Blick in die Geschäftszahlen der Sportverbände. So betrug der Umsatz der FIFA in den vergangenen vier Jahren 2,9 Milliarden Euro.

Es ist also reichlich Geld im Spiel, und wenn das der Fall ist, dann wird es in einer Welt, die von den Finanzmärkten regiert wird, meistens schmutzig. Auch im Sport. Dass der Schrei der Entrüstung dort am lautesten ist, liegt an den Werten, die der Sport eigentlich vermitteln sollte und die er sich stets auf die Fahne geschrieben hat: Fair Play und Respekt gegenüber den anderen. Das passt natürlich schlecht zu Bestechung im großen Stil.

Manipulation

In Italien sorgt derweil ein Manipulationsskandal bis in die höchste Liga für Schlagzeilen. Nachdem der jüngst zu Ende gegangene Bochumer Prozess über die Wettmafia in Deutschland das ganze Ausmaß der Schiebung ans Tageslicht brachte, ist nun also Italien an der Reihe. Dabei wird es nicht bleiben, schließlich funktioniert Bestechung auf bescheidenerem Niveau noch viel besser. In den unteren Profiligen, in denen die Kicker nicht mehr als ein Durchschnittsgehalt kassieren und in denen eine Kontrolle quasi unmöglich ist, findet die Spielemanipulation ihren Nährboden.

So war die wirklich überraschende Erkenntnis des Prozesses im deutschen Wettskandal nicht das Ausmaß, sondern vielmehr die Einfachheit des Betrugs. Merrill Lynch prognostiziert im Übrigen einen weltweiten Umsatz allein für Internet und TV-Wetten bis zum Jahre 2015 von 200 Milliarden Euro. Hinzu kommt ein illegaler Graumarkt in unkalkulierbarer Höhe, vor allem in Asien.

Beispiel Radsport: Während sich die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de Luxembourg (dank Frank Schleck und des Leopard-Trek-Teams) über einen nie da gewesenen Publikumserfolg freuen konnte, verstrickt sich der internationale Radsport einmal mehr ins Thema Doping. Alberto Contador darf den Giro d’Italia gewinnen, obwohl er gesperrt gehört. Gut möglich, dass er auch die Tour de France gewinnt und beide Siege anschließend aberkannt werden. Die Entscheidung über den Gesamtsieg in den beiden wichtigsten Etappenrennen der Welt wird demnach erst nach der Grande Boucle am grünen Tisch fallen.

So verfolgt einmal mehr das Thema Doping den Radsport und den Sport im Allgemeinen. Aber auch hier gilt: keine künstliche Entrüstung. Wenn verbotene Leistungsmanipulation der Weg zur Spitze und zu Millionengehältern ist, dann braucht man sich über den Betrug nicht zu wundern. Zumal auch Doping ein Spiegelbild einer Gesellschaft ist, in der es für alle Wehwehchen die geeignete Pille gibt, und das bereits im Kindesalter. Und in der die Hemmschwelle vor den legalen und illegalen Drogen augenscheinlich immer weiter sinkt. Wie soll da ein Unrechtsempfinden gegenüber Doping entstehen?

Etwas mehr Offenheit in den Diskussionen könnte demnach nicht schaden. Die Probleme des Sports sind gesellschaftliche Probleme, die in irgendeiner Form immer etwas mit dem lieben Geld zu tun haben. Dabei weiß doch bereits jedes kleine Kind, dass Geld allein nicht glücklich macht , „es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu“ (Komiker Danny Kaye).