Das große Gähnen

Das große Gähnen
(Reuters/Paul Hanna)

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Wir erinnern uns an den letzten Wahlkampf: Als die Griechen im Januar zu den Urnen schritten, war die Stimmung angespannt – sowohl im Land als auch in Europas Hauptstädten.

Die Angst vor dem Aufstieg der Syriza-Linken lag in der Luft, aber auch Hoffnung und die Utopie vom Bruch mit Europas brutalem Austeritätskurs. Morgen schreiten die Griechen erneut zur Urne, von Stimmung in irgendeiner Form kann nicht einmal die Rede sein.

dsabharwal@tageblatt.lu

Während sich in den vergangenen Monaten Spitzenpolitiker auf allen Ebenen der EU-Institutionen in sämtliche Belange der griechischen Innenpolitik einmischten, war dieser Wahlkampf von der großen Abwesenheit der Europäer geprägt. Weder Angela Merkel noch ihre Gegenspieler François Hollande und Matteo Renzi haben es dieses Mal für nötig befunden, ihre Wahlempfehlungen auszusprechen. Wieso auch? Mit der Unterzeichnung des dritten Hilfspakets ist die griechische Innenpolitik der nächsten Jahre ohnehin fremdbestimmt, Kurskorrekturen sind nur in peripheren Fragen möglich.

Eigentlich müssten sich all die Wahlverlierer heimlich freuen: Sie „dürfen“ der undankbaren Aufgabe fernbleiben, in weniger als knapp einem Monat die bittere Austeritätsmedizin in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Das Wahlergebnis wird somit am Ende nur ein Spiegel des Bruchs innerhalb des Syriza-Bündnisses sein, nicht aber eine Projektionsfläche für gestaltende Politik.