Darf es etwas mehr sein?

Darf es etwas mehr sein?
(Alain Rischard/editpress)

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Haushalt und Steuerreform

Gut, im Geld schwimmen tun wir nicht, aber „uns“, sprich dem Staat, geht es finanziell so gut wie lange nicht mehr. An Krisenzeiten mag kaum einer sich erinnern, das Geld ist da, verkündete noch am Samstag der Staatsminister und rechtfertigte so den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst, der den Staatsbeamten, und somit einem Heer von Wählern, entgegen ursprünglichen Aussagen der Regierung rechtzeitig zu Nikolaus einen warmen finanziellen Regen bescherte, der ihnen gegönnt sei.

Die Steuerreform, über deren reale Kosten noch diskutiert wird, steht an, im Januar gibt es voraussichtlich eine Indextranche und so wird etwas mehr „netto vom Brutto“ übrig bleiben, wie dies gerne jenseits der Mosel formuliert wird.

Allerdings haben auch jene, die kassieren, bereits so ihre Vorbereitungen getroffen. Manche Pflege- und Seniorenheime kündigten Preiserhöhungen an, der Handel zieht traditionell bei einer Indexerhöhung mit den Preisen nach (dabei soll der Index die Preiserhöhungen kompensieren und nicht neue generieren), der Sprit wird auch nicht ewig so günstig wie zurzeit bleiben und nicht zuletzt – und dies ist ein wirklich starkes Stück – haben die Banken sich scheinbar abgesprochen, intensivst in die Taschen jener Kunden zu greifen, die einige von ihnen retten mussten.

Dass die Krise von jenen bezahlt werden sollte, die sie verursacht haben, wird in Bankenkreisen wohl eher als mittelmäßiger Witz verstanden. Dass risikofreudiges Spekulantentum (das beileibe nicht nur von amerikanischen Geldinstituten betrieben wurde) viele Hundert Milliarden brauchte, um entsprechende Rettungsmechanismen aufzubauen, scheint bei den Zockern in Nadelstreifen bereits abgehakt. Selbst für brachliegende Konten werden vom Kleinsparer stolze Beträge verlangt, für jede noch so lächerliche Dienstleistung werden Zahlungen fällig. Die Zeiten, in denen eine kostenlose Beratung selbstverständlich war, scheinen somit vorbei: où il y a de la gêne, il n’y a pas de plaisir …
Somit darf der Normalbürger sich denn schon mal darauf vorbereiten, dass doch nicht so viel vom Brutto übrig bleibt. Alleinerzieher, Mindestlohnempfänger oder jene, die auf eine Zuzahlung zu einem Mindesteinkommen angewiesen sind, spüren das wenige, was sie nun zusätzlich überwiesen bekommen, ohnehin kaum. Warum also nicht in Zeiten, während denen Tarifabschlüsse wie in den Siebzigern mit Steigerungsraten von 10, 15 und mehr Prozent kaum mehr möglich sind, bei einer sinkenden Arbeitslosigkeit und somit wiederum weniger Ausgaben für den Staat, zusätzlich umverteilen, wie OGBL und Konsumentenschutz dies folgerichtig fordern?

Zu lange wurde in die falsche Richtung sozial transferiert. Es wäre an der Zeit, jenen, die Wirtschaft und Konsum am Laufen halten, der arbeitenden Bevölkerung also, etwas zurückzugeben; beim Lohn und bei staatlichen Zahlungen.
Es darf ruhig etwas mehr sein …