Es darf daran erinnert werden, dass die alten, Habsburger, spanischen Niederlande, die Ende des 18. Jahrhunderts unter österreichischer Obedienz standen, nach der napoleonischen Zeit vom Wiener Kongress 1815 zu einem kompliziert konstruierten Königreich wurden, unter dem Nassauer-Zweig der Oranier.
Dieses Königreich umfasste das heutige Holland (offiziell: Nederland), Belgien und Luxemburg. Aus damaliger Sicht erschien dieses Gebilde sinnvoll. Es war ein Pufferstaat zwischen englischen, französischen und deutschen Interessen.
Gegen den arroganten Wilhelm I. erhoben sich 1830/31 die katholischen Provinzen, jene, die das heutige belgische Staatsgebiet darstellen. Es gab keinen Sprachenstreit, sondern eher einen sachlichen: Dieser miese Typ bereicherte sich, indem er seinen Untertanen hohe Steuern und Taxen auferlegte. Dazu schwelte die religiöse Differenz: In Haag, in Amsterdam, entlang des Nordmeers dominierte der protestantische Glaube in seiner vielleicht edelsten Variante, jener des Calvin, während in Antwerpen, Brüssel, Namur und Luxemburg ein sehr streitbar gewordener römischer Katholizismus den Ton angab.
Kurzum:
Benelux, Modell 1815, zerbrach 1830/31 an der belgischen Revolution und 1839 am Londoner Vertrag, der Luxemburg eigenständig und unabhängig machte, auch von Belgien, was viele Belgier, Wallonen wie Brüsseler und Flamen, noch heute nicht wahrhaben wollen. Le Grand-Duché ist, aus ihrer Sicht, ein Stück Belgien, das abhanden kam.
Aber:
Benelux, Modell 2010, hätte, aufgrund der zahlreichen Gemeinsamkeiten und der enormen Vorarbeit auf wirtschaftlichem, kulturellem, juristischem und sogar politischem Feld, ein Machtfaktor in der EU der Zwerge sein können.
Die wirtschaftliche und finanzielle Macht des Benelux-Raums müsste, würde sie politisch ins Spiel gebracht, sogar Deutschland, Frankreich und England Respekt einflößen, so viel Leistung erbringen wir Beneluxianer, mit nur 28 Millionen Einwohnern.
Aber dessen sind sich zu viele Menschen in Belgien und in Holland nicht mehr bewusst. Es gibt bei den Nachbarn kein klares Bekenntnis mehr zu elementaren Werten, die Grundlagen der europäischen Erneuerung sein müssten, z.B. sprachliche Vielfalt, kulturelle Vielfalt, religiöse Vielfalt, ethnische Vielfalt. Die Nachbarn wollen das bleiben, was sie zu sein glauben. Was sind sie denn?
Kann man in heutiger Zeit bleiben, was man ist?
Ja, natürlich, aber mit Verstand.
Niemand weiß es besser als wir Luxemburger. Wir, deren Urgroßväter Bauern waren, Hungerleider, Auswanderer, deren Großväter in den Eisengruben und an den Hochöfen schufteten, deren Väter das Land zu einem der Top-10-Stahlproduzenten pushten, wir, die den Finanzplatz mit allem Drum und Dran bedienen, damit die heranwachsenden Generationen ihr Talent entfalten können, spüren: Auf die holländische, auf die belgische Manier geht es nicht.
Wir dürfen die andern nicht ausschließen, nicht wegen der Sprache, nicht wegen des Aussehens, nicht wegen ihrer Nationalität.
Es gibt sie schon, die Kaputtmacher
Wir müssen, nachdem die Wohnbevölkerung ursprünglich bereits zu 44% nicht-luxemburgisch ist, das beste Luxemburg vor Augen behalten.
Das beste Luxemburg ist nicht wie Holland jetzt, wo die Fremdenhasser das Wort führen; das beste Luxemburg ist nicht wie Belgien, wo Flamen und Wallonen sich scheiden lassen.
Das beste Luxemburg kann sich aus der noch intakten Bereitschaft zum gegenseitigen Verständnis ergeben. Doch habt Acht, Leute, vor den Kaputtmachern!
Es gibt sie schon im Kleinformat.
Alvin Sold
[email protected]
De Maart

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