„Kein Schauspieler, ein Charakter“

„Kein Schauspieler, ein Charakter“
(dpa)

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Bud Spencer wird stets mit Terence Hill verbunden, mit dem er sich auch mit 81 regelmäßig zum Kochen trifft. Spencer ist mehr als der drollige Dicke, der in seinen Filmen die Bösen verdrosch.

Sicher, in Erinnerung bleiben wird Bud Spencer wegen seiner unzähligen „Haudrauf-Filme“. Die sogenannten „Spaghetti-Western“, meist an der Seite von Terence Hill, machten ihn weltberühmt. Dabei war Carlo Pedersoli schon in den 1950er Jahren überaus erfolgreich. Als Leistungsschwimmer. Unter seinem bürgerlichen Namen nahm er 1952 in Helsinki und 1956 in Melbourne an den olympischen Spielen teil. Doch damals war er noch ein „Idiot“.

Das zumindest schreibt der inzwischen 81-Jährige in seiner Autobiografie „Bud Spencer. Mein Leben, meine Filme“, die soeben auf Deutsch erschienen ist. Pedersoli, der massige Italiener, dessen Leibesfülle bereits seit Jahrzehnten jeglichen Gedanken an einen erfolgreichen Sportler absurd erscheinen lässt, fand seine Berufung als Bud Spencer. „Wenn es dem Publikum nicht gefallen hätte, wäre ich kein Schauspieler geworden“, sagt Spencer heute.

Der Schwimmer als Schauspieler

Dem Publikum gefiel der Schwimmer als Schauspieler. Filme mit Titeln wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“, „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Zwei Asse trumpfen auf“ füllten die Kinos. Als Bud Spencer hatte Pedersoli sein Glück gefunden. Seinen Künstlernamen legte er sich zu, weil er sich den Namen als Schwimm-Champion nicht „ruinieren“ wollte. Dann eben Bud Spencer. „Spencer, weil Spencer Tracy mein Lieblingsschauspieler war. Und Bud, tja, wie das Bier Bud“, erklärt der Koloss.

„Ich bin, wie ich bin. Das gefällt meinem Publikum“, sagt der 1929 in Neapel geborene Spross eine wohlhabenden Industriellen-Familie. „Ich bin kein Schauspieler, ich bin ein Charakter. In diesem Buch steht nur ein Viertel meines Lebens“, sagt Spencer und deutet mit seinen massigen Händen auf seine Autobiografie.

Das Multitalent

Viel hat Pedersoli erlebt. Er war nicht nur Bud Spencer, der Schauspieler. Oder Carlo Pedersoli, der Olympionike. Er ist oder war Jurist, Unternehmer, Musikproduzent, Erfinder, Rugby-Spieler, Wasserball-Nationalspieler und Frauenheld. Zumindest, bevor er 1960 heiratete. Bis heute hält die Ehe mit seiner Frau Maria.

In der Schule übersprang er zwei Klassen. Deutsch lernte er wegen seines deutschen Kindermädchens Rosa Polacek noch vor dem Italienischen. „Ich habe aber alles vergessen“, sagt Spencer und lügt dabei. Denn er sagt dies in einwandfreiem Deutsch. Nicht gelogen ist sein blitzgescheites Wesen. Mit 16 studierte er Chemie. Und musste aufhören, weil die Familie nach Südamerika auswanderte. Erst nach Brasilien, dann nach Argentinien.

Der Jura-Student

Er kehrte zurück nach Rom, studierte Jura und ging wieder nach Südamerika, diesmal nach Venezuela. Dort arbeitete er als Alfa-Romeo-Manager. Sein Schwiegervater, ein Filmproduzent, brachte ihn dann mit dem Showbusiness in Kontakt. Bud Spencer war geboren. Später besiegte er den Krebs so wie die Halunken in den Filmen.

Von Carlo Pedersoli, dem „Idioten“, hat er sich aber auch etwas bewahrt: Die Leidenschaft für den Fußball. Der Kosmopolit, der inzwischen in Rom heimisch wurde, fiebert in diesem Jahr wieder mit seiner Jugendliebe SSC Neapel mit. Napoli liegt derzeit gut im Rennen um die italienische Meisterschaft. „Oh, natürlich. Die Hoffnung ist da. Die ist immer da“, bekennt Spencer. Seine zusammengekniffenen Augen leuchten. Bud Spencer. „Mein Leben, meine Filme.“ Sein bewegtes Leben war und ist interessanter als seine Filme.