Mittwoch5. November 2025

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Zwischen den Hügeln

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Wie jedes Jahr fand am Echter nacher See das „e-Lake“Festival statt, eins der beliebtesten Open-Air-Festivals in Luxemburg und in der Großregion – allem Anschein nach vorwiegend des deutschsprachigen Raums.

Das Format ist seit 1996 unverändert geblieben: Am Freitag traten die Rock- und Popbands auf, am Samstag legten die DJs auf und am Sonntag gab es die offizielle „Party Time“ mit Reggae-Rhythmen.

Als das Publikum langsam eintrudelte, spielten die ersten Bands bereits. Wie auf solchen Veranstaltungen üblich, interessierten sich die Gäste am Anfang viel mehr für Würstchen, Pommes und Bier als für Musik. „e-Lake“-Neulinge erforschten das relativ kleine Gelände. Allerdings bekamen sie vor Ort keine Information über das laufende Programm. Wer das kleine Booklet von der offiziellen Internetseite des „e-Lake“-Festivals auszudrucken vergaß, bekam auch keinen Überblick, welche Band gerade auftrat. Dabei hatte man den Eindruck, dass es eigentlich egal war, denn die meisten kamen sowieso nach Echternach, um Juli oder De Läb live erleben zu dürfen.

Plötzlicher Sinneswandel

Was hat das Festival zu bieten? Einerseits den reibungslosen Ablauf zwischen Ständen und Bühnen: Niemand musste lange Warten, um seinen Hunger oder Durst zu stillen. Kein Wunder: Es gab genug Bierstände, um die Kundschaft locker und schnell zu bedienen. Über Jahre hinweg sammelten die Veranstalter reichlich Erfahrung und schliffen an der Perfektion. Selbst für den Fall, dass es regnet, war vorgesorgt. Es wurden Ponchos verteilt, von denen jedoch viele als Müll auf dem Boden landeten und sich dort mit den gratis Werbematerialien der Sponsoren vermengten.

Ohne Sponsoren wäre ein solch kostenloses Festival sicherlich unmöglich und die Haupt-Acts des Abends könnten nicht eingeladen werden. Die lokalen Vorgruppen hingegen gingen in der allgemeinen Kirmesatmosphäre unter. Bands bzw. Musiker wie Birdbones, Exemo und Daniel Balthasar fanden trotz vollen Einsatzes kaum Beachtung. Als schließlich mit dem Einbruch der Dunkelheit die deutsche Band Juli auftrat, wandten sich die Festivalbesucher letztendlich der Bühne zu. Zehntausend Kilometer mussten Juli nach eigenen Worten zurücklegen, um in Luxemburg auf ihre Fans zu treffen. Mit viel Gefühl erfüllten sie die Erwartungen ihres in respektvoller Entfernung dicht nebeneinander versammelten Publikums, das, hoch auf die Gestalt der Sängerin konzentriert, die gespielten Songs lautstark mitsang. Die Außenwelt wurde ausgeblendet.

Die letzte Sommernacht?

Erstaunlich, was sich nur wenige Meter daneben vor und auf der kleinen Bühne, alternativ zum Headliner Juli, abspielte. Eine kleine Schar tanzte zuerst zu den Hip-Hop-Rhythmen des DJ Tollekk. Beinahe unauffällig tauchten die Musiker von der luxemburgischen Hip-Hop-Band De Läb auf. Zur Begeisterung aller Besucher wurde der DJ nahtlos abgelöst. Es gab keine Pause, um die Technik auf der Bühne zu wechseln. Die Banditglieder von De Läb waren plötzlich da und legten sofort los. Unbeschwert und energiegeladen fanden sie gleich den Kontakt zum Publikum und ihren verdienten Fans. Mit einer Lässigkeit, die von jahrelanger Erfahrung zeugte, bewegten sie sich unaufhaltsam, wechselten untereinander ständig die Mikrofone, sangen sowohl auf Luxemburgisch als auch auf Englisch. Sie kämen direkt aus London, so De Läb. „You are wearing black … Are you the riot?!“

Auf den kleinen Hügeln, die die beiden Bühnen voneinander abtrennten, konnte man sich einen perfekten Beobachtungspunkt einrichten, um das Geschehen auf beiden Seiten im Auge zu behalten. Obwohl sich die zwei Bühnen in unmittelbarer Nachbarschaft befanden, störten sie sich gegenseitig erstaunlicherweise nicht. Denn die Hügel, mit ein Paar Bäumen drauf, funktionierten sehr gut als eine Art Schalldämpfer. Außerdem konnte man dazwischen pendeln und von der besonderen Atmosphäre des jeweiligen Konzerts profitieren.

Außerhalb des umzäunten Festivalgeländes bestanden noch zwei Orte, wo gefeiert wurde: die Aussichtsplätze direkt am Echternacher See und der Campingplatz. Fern von den Lichtern des Festivals und den Kontrollen der Wächter, unter der Tarnung der Dunkelheit und weder an De Läb noch an Juli interessiert, feierten die Jugendlichen das Festival ganz wie sie es wollten. Denn die meisten kamen nach Echternach nicht der Musik wegen, sondern wegen des Erlebnisses des Zusammenseins und des gemeinsamen Feierns, bevor der Sommer zu Ende geht.