Sonntag21. Dezember 2025

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Von Cola und Chips zu Folter und Tod

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Unter der Regie von Jill Christophe zeigt das TNL zurzeit „Peanuts“ des jungen italienischen Autors Fausto Paravidino.

Ein Stück über Freundschaft und Feindschaft, das Fragen nach Machtkonstellationen, Opfer- und
Täterprofilen und Mut aufwirft. Doch leider fehlt es der Inszenierung genau an Letzterem.

Peanuts
Fausto Paravidino

• Weitere Aufführungen:
7., 8., 11. Oktober
um 20 Uhr
 In den Ateliers des TNL
166, avenue du X Septembre, Luxembourg-Belair

• Infos und Tickets:
www.tnl.lu
www.ill.lu
www.luxembourgticket.lu

Das Stück, das Fausto Paravidino mit Bezug auf die gewaltsamen Ausschreitungen während des G8-Gipfels in Genua 2001, bei denen ein Demonstrant starb und Hunderte verletzt wurden, geschrieben hat, kennzeichnet sich durch einen radikalen Bruch zwischen dem ersten und dem zweiten Teil. Dieser Bruch wäre es gewesen, den Regisseurin Jill Christophe stärker und konsequenter hätte herausarbeiten müssen. Denn bei ihrer Inszenierung hängen die beiden Teile etwas zusammenhangslos aneinander.

Der erste Teil spielt in einem Luxusappartement, auf das Buddy (Pitt Simon) während einer Reise der Besitzer aufpassen soll. Natürlich bekommen seine Freunde Cindy, Piggy, Silly, Snappy, und wie sie alle heißen, davon Wind und trudeln nach und nach ein. Eine Gruppe von Freunden, mit kleinem „clin d’oeil“ an die „Peanuts“, die – alle gefangen im jugendlichen Selbstfindungsprozess – zu essen und zu trinken mitbringen, die Couch beflecken, den Fernseher schrotten – eben Party machen. Bis der Sohn der Wohnungseigentümer, Schkreker (Raoul Schlechter), plötzlich auf dem Teppich steht und dem feuchtfröhlichen Treiben ein Ende setzt.

Opfer und Täter

Dann der Bruch. Ein kurzer Umbau. Weiter geht es in einer Art Gefängnis, in dem sich dieselben Personen Jahre später in zwei Lager geteilt wiederfinden. Opfer und Täter, gefangene, gefolterte Demonstranten und dem herrschenden, autoritären System dienende Polizisten. Es wird geknüppelt und geschlagen, Blut fließt, Köpfe rollen, donnernde Stimmen und leidendes Röcheln ertönen.

Trotz der Gewalt auf der Bühne schafft es die Inszenierung nicht, den Zuschauer in das Geschehen hineinzuziehen. Etwas verwirrt und führungslos schaut er zu, so als wäre der Faden zwischen Bühne und Publikum im Übergang vom ersten zum zweiten Teil abgeschnitten worden.

Selbst die Schauspieler schienen streckenweise unter einer fehlenden Koordination zu leiden. An manchen Stellen hatte man den Eindruck, die einzelnen Schauspieler agierten für sich, ohne durch eine führende Hand zusammengehalten zu werden. Doch auch wenn sicherlich Qualitätsunterschiede zwischen den Schauspielern, von denen die wenigsten die dreißig Jahre überschritten haben, zu bemerken waren, glänzten einige durch ihr aussagekräftiges und oft erfrischendes Spiel.

Blauäugig und breitschultrig

Besonders das Zusammenspiel von Sofia Lopes als Party und Elsa Rauchs als Magda klappte wunderbar. Die beiden jungen Schauspielerinnen entwickelten in mehreren Dialogen eine Dynamik, die den Zuschauer mitriss. Claire Thill, deren überkandidelte Spielart in anderen Stücken auch mal ins Alberne abrutscht, ist als Cindy genau in ihrem Element. Ihre starke Körpersprache und ihre treffsicheren Sätze, die sie wie Pfeile ins Publikum schleuderte, gaben der Aufführung komische, lustige und manchmal auch skurrile Momente. Vor allem auch Pitt Simon überzeugte als verunsicherter Buddy, der doch nur alles richtig machen möchte. Blauäugig und breitschultrig stand er da, seine Zerrissenheit zwischen dem Bedürfnis nach Anerkennung von seinen Freunden und seinem Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Wohnungsbesitzern nahm man ihm völlig ab. Man darf gespannt auf kommende Auftritte sein.

Insgesamt wirkte die Aufführung noch etwas roh, sowohl aus vielen Schauspielern, als auch aus dem Stück wäre mehr herauszuholen gewesen. Aber das sind nunmal keine „Peanuts“.